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50 Verletzte nach abruptem Höhenverlust: Boeing erneut in den Schlagzeilen

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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14.3.2024, 10:53 Uhr
Bei der Maschine handelte es sich um eine Boeing 787-9 "Dreamliner".

© IMAGO/Nicolas Economou Bei der Maschine handelte es sich um eine Boeing 787-9 "Dreamliner".

Dort, wo die Freiheit Reinhard Mey zufolge grenzenlos sein muss, fühlen sich nicht alle Menschen wohl: Rund 16 Prozent der Deutschen leiden unter Flugangst, weitere 22 Prozent aller Passagiere haben während des Fluges mit gesteigerter Nervosität zu kämpfen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Flugzeugabsturzes äußerst gering ist - sie liegt bei etwa eins zu drei Millionen - tragen die immer wiederkehrenden Meldungen über technische Probleme und andere Störungen über den Wolken wohl nicht dazu bei, dass sich das mulmige Gefühl vieler Fluggäste in Wohlgefallen auflöst.

Ein solcher Zwischenfall etwa hat sich am Montag über dem Himmel zwischen Australien und Neuseeland ereignet: Um 11.35 Uhr Ortszeit machte sich eine Boeing 787-9 der chilenischen Airline Panam mit der Flugnummer LA800 auf den Weg von Sydney nach Santiago de Chile, mit Zwischenstopp im neuseeländischen Auckland. Nach etwa zwei Stunden Flugzeit erfasste nach Information des "Guardian" eine heftige Erschütterung die Maschine - der acht Jahre alte Flieger konnte zwar planmäßig um 16.30 Uhr in Auckland landen, hatte zu diesem Zeitpunkt aber 50 Verletzte an Bord.

Chaotische Szenen an Bord - dreizehn Personen in Krankenhaus behandelt

Aber was war passiert? Im Interview mit dem australischen Sender "ABC News" schilderten Passagiere die Geschehnisse an Bord: So sei das Flugzeug für kurze Zeit unvermittelt in die Tiefe gestürzt, was sich wie ein Erdbeben angefühlt habe. Durch den abrupten Höhenabfall seien alle Fluggäste, die zu dem Zeitpunkt nicht angeschnallt waren, ruckartig gegen die Decke des Innenraums geschleudert worden. Teilweise kollidierten die Passagiere so heftig mit dem Kabinendach, dass einige der dort montierten Plastikpaneele herausbrachen. Danach seien blutende und verletzte Passagiere und Besatzungsmitglieder im Innenraum gelegen, die übrigen Insassen seien sichtlich geschockt gewesen. Noch bis zur Landung habe verbale Panik unter den Passagieren geherrscht.

Die Bilanz des Zwischenfalls: Von den 263 Passagieren erlitten 10 Personen so schwere Verletzungen, dass sie nach der Landung in ein Krankenhaus gebracht werden mussten. Zudem mussten drei der neun Crewmitglieder in einer Klinik versorgt werden, wie die Nachrichtenagentur "Reuters" berichtet. Eine Person befand sich bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus in einem kritischen Zustand, allerdings liegt mittlerweile keine Lebensgefahr mehr vor. Zuvor hatten bereits Ärzte, die sich unter den Fluggästen befanden, bei der Erstversorgung der Verletzten geholfen, indem sie ihnen Halskrausen oder Verbände angelegt hatten.

Rekonstruktion der Geschehnisse - erneut Boeing in den Schlagzeilen

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist noch nicht abschließend geklärt. Einem Passagier zufolge habe der Pilot den plötzlichen Ausfall seiner Instrumente im Cockpit beklagt, wodurch er die Kontrolle über die Maschine verloren habe. Da sich der Zwischenfall über internationalem Luftraum ereignet hatte, ist die chilenische Unfalluntersuchungsbehörde für die Aufarbeitung der Geschehnisse zuständig. Unterstützt wird sie dabei von ihrem neuseeländischen Pendant, auch die Fluggesellschaft Panam und der Flugzeughersteller Boeing haben ihre Unterstützung bei der Rekonstruktion des Unfallgeschehens angekündigt. Wichtige Erkenntnisse sollen nun die Auswertung des Flugdatenschreibers und die Stimmaufzeichnung aus dem Cockpit liefern.

Ähnlich ruckartig wie die Maschine zwischen Sydney und Auckland ist auch die Aktie des Flugzeugherstellers Boeing in die Tiefe gestürzt: Nach dem Vorfall verloren die Unternehmensanteile etwa drei Prozent ihres Wertes, wie der "Guardian" schreibt. Boeing war in den vergangenen Monaten wiederholt in den Schlagzeilen: Für besondere Aufmerksamkeit sorgte ein Zwischenfall über dem Himmel Alaskas, bei dem kurz nach dem Start ein Rumpffragment aus einer fast neuen Boeing 737-9 MAX herausgebrochen war. Die rund 170 Fluggäste kamen größtenteils mit dem Schrecken davon, die US-Luftverkehrsaufsicht FAA hat Boeing bis auf Weiteres den Ausbau der MAX-Linie untersagt.

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