Satire-Kandidat im Wahlkampf
Auf Stimmenfang: So will ein Mülltonnengesicht Bürgermeister in London werden
28.4.2024, 18:09 Uhr
Er nennt sich "Count Binface", auf Deutsch "Graf Mülltonnengesicht". Mit ungewöhnlichem Gewand und einem Abfalleimer auf dem Kopf will der Graf Anfang Mai die meisten Stimmen der Londoner Bürger auf sich vereinen - und als Sieger der Bürgermeisterwahl ins Rathaus der britischen Metropole einziehen. "Count Binface" nennt sich selbst einen "intergalaktischen Weltraumkrieger".
Doch nicht nur mit einem absurden Aussehen, sondern auch mit handfesten Versprechen kämpft er um den Platz an der Polit-Spitze der Hauptstadt: Am 2. Mai stehen in weiten Teilen von England und Wales Kommunalwahlen an. Vollmundig kündigt der Count an, dass er Verantwortliche des Wasserversorgers "Thames Water" dazu bringe, in der von Fäkalien verseuchten Themse zu baden - um "zu sehen, wie es ihnen gefällt", sagte er. Auch kündigte an, den Preis von Croissants auf 1,10 Pfund zu deckeln. Mit derartigen Wahlversprechen will "Count Binface" Amtsinhaber Sadiq Khan, der sich der Wahl für die Labourpartei zum dritten Mal stellt, aus dem Amt kegeln.
Doch wer verbirgt sich hinter dem Mülltonnengesicht und wie ernst kann man als wählender Bürger seine Anliegen nehmen? Dahinter steckt Komiker Jon Harvey, der seiner Polit-Figur auf seiner Webseite eine Unterseite eingerichtet hat.
Fragt man bei Jon Harvey nach, warum er als Count Binface bereits zum zweiten Mal bei der Londoner Kommunalwahl antritt, sagt er: "Es bringt mich zum Lachen, und ich hoffe, dass es andere zum Lachen bringt." Inspirieren ließ er sich unter anderem von Star-Wars-Parodien und der Klamauk-Serie "Blackadder" mit Rowan Atkinson, der hauptberuflich Mr. Bean ist. Für den Weltraumkrieger entschieden sich bei der vergangenen Bürgermeisterwahl im Jahr 2021 knapp 24.800 Wähler.
Solche Quatsch- oder Spaß-Kandiaten haben im United Kingdon eine gewisse Tradition: Als beispielsweise Boris Johnson 2019 siegte, standen "Count Binface", ein Kandidat im Kostüm von Elmo aus der Sesamstraße und Lord Buckethead (Lord Eimerkopf). Für die 1982 gegründete Official Monster Raving Loony Party kann man bei Wahlen regelmäßig sein Kreuzchen setzen.
In einem Gespräch mit der "dpa" sagt Harvey: "Ich brauche keine einzige Stimme. Es ist immer wunderbar, wenn sie kommen. Aber darum geht es nicht. Es geht einfach darum zu zeigen, dass jeder zur Wahl antreten kann, was in so vielen Ländern der Welt nicht möglich ist", sagt der Komiker. Die Wahlbehörden seien immer sehr entgegenkommend: "Sie verstehen, worum es geht."
"Er ist sicher besser als sein Vorgänger", sagt "Graf Mülltonne" über seinen Konkurrenten Khan, Und spielt auf Boris Johnson an. Auf die Frage, was er von der konservativen Herausforderin Susan Hall hält, fragt er zurück: "Wer?!".
