Aus nach über 30 Jahren

Bekannter Kalender mit leicht bekleideten Models wird eingestellt - das ist der Grund

7.7.2022, 09:35 Uhr
Bekannter Kalender mit leicht bekleideten Models wird eingestellt - das ist der Grund

© Würth Group

Leicht bekleidete Frauen, meist in aufreizenden Posen - und in Sozialen Netzwerken in den vergangenen Jahren hitzig diskutiert: Mehr als 30 Jahre lang hing der Kalender von Würth, dem Weltmarktführer in Montage- und Befestigungstechnik, in einigen Werkstätten und handwerklichen Betrieben in Deutschland. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg verkündet nun aber das Aus für den Kalender - und reagiert damit auch auf eine gesellschaftliche Entwicklung.

Das Ende des Kalenders mit Frauen- und Männermodels sei bereits im vergangenen Jahr gefallen. "Die klassische Rollenverteilung hebt sich auf. Berufsbilder werden immer weniger nach klassischen Rollenmodellen besetzt. Das unterstützen auch wir", erklärt Alexandra Schneid, Sprecherin bei Würth, gegenüber der Bild-Zeitung. Die Ausgabe für das Jahr 2022 wird also die vorerst letzte bleiben.

Immer wieder stehen sexistische Kalender, bei denen stark sexualisierte Darstellungen von Frauen als Blickfang genutzt werden, in der Kritik - nicht zuletzt, weil Debatten über Sexismus inzwischen deutlich häufiger und intensiver geführt werden als noch vor einigen Jahren. In der vergangenen Woche postete die ARD-Journalistin Natalie Amiri zwei Fotos auf Twitter, die sie bei einem Besuch in einer Firma machte. Darauf zu sehen: Zwei Kalender mit freizügigen Bildern, darunter der nun eingestellte Kalender von Würth. Amiri dachte zunächst, es halte sich dabei um Relikte aus den 1980er-Jahren - stellte dann aber schnell fest, dass die Exemplare von 2021 bzw. 2022 sind.

Der gemeinnützige Verein Pinkstinks, der gegen Sexismus und Geschlechterklischees in Werbung, Medien und Gesellschaft kämpft, definiert Werbemotive, "die die Darstellung stark sexualisierter Frauen als reinen Blickfang ohne Produktbezug benutzen" als "ganz klar sexistisch". Und tatsächlich finden sich die Werkzeuge, Schrauben und Dübel von Würth nicht auf den Motiven, sondern auf der Rückseite des Kalenders. "Chancengleichheit von Menschen, unabhängig von sexueller Identität, Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Behinderung, Alter oder Religion ist uns sehr wichtig", betont die Würth-Sprecherin. Dies sei auch verbunden mit der konsequenten Entscheidung, den Model-Kalender nicht mehr zu produzieren.

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