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Böhmermann-Beitrag geht viral: YouTuber soll "fair"-Masken in Bangladesch produziert haben

Markus Maisel

Online-Redaktion

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6.5.2022, 09:49 Uhr
Soll Masken aus Vietnam und Bangladesh als "fair" verkauft haben: Heimwerker-Influencer Fynn Kliemann.

© Hauke-Christian Dittrich/dpa Soll Masken aus Vietnam und Bangladesh als "fair" verkauft haben: Heimwerker-Influencer Fynn Kliemann.

Ob Medienmogul Hubert Burda, Fleischfabrikant Clemens Tönnies oder Fernsehmoderatorin Vera Int-Veen: In Jan Böhmermanns Late-Night-Sendung "ZDF Magazin Royal" bekamen schon so einige Promis ihr Fett weg.

Seit Jahren ist Böhmermann dafür bekannt, über Missstände in Unternehmen oder über düstere Machenschaften von Personen des öffentlichen Lebens aufzudecken. Mit Erfolg: Millionenfach werden seine Videos auf YouTube geklickt.

Nun trifft es auch den Heimwerker Fynn Kliemann. Mit dem hatte Böhmermann eigentlich ein gutes Verhältnis: Kliemann war bereits Gast in Böhmermanns ehemaliger Sendung "Neo Magazin Royal". Zudem drehte er mit Böhmermanns Podcast-Partner Olli Schulz ("Fest & Flauschig") eine gemeinsame Netflix-Serie. Doch die neuesten Vorwürfe, die Böhmermann gegen Kliemann erhebt, haben es in sich. Der Moderator beschuldigt Kliemann des Maskenbetrugs - in einem neuen Sendungsbeitrag, der Freitagnacht bereits auf YouTube erschienen ist.

Faire Maskenproduktion

Die Vorgeschichte: Laut LMAAFK, einer Seite, die von Böhmermanns Team ins Netz gestellt wurde, verkündete Kliemann im Frühjahr 2020 auf Instagram, dass er mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck plane, die eigene faire Textilproduktion in Europa auf Maskenproduktion umzustellen. Statt Kleidung sollen mit dem Beginn der Pandemie tausende Masken hergestellt werden - fair und in Europa produziert.

In einem interview mit dem Weser-Kurier behauptete Kliemann, dass das Start-Up wöchentlich 75.000 Masken produziere. Zudem sagte er, dass die Masken zu Selbstkosten verkauft werden - etwas mehr als zwei Euro sollen sie pro Stück kosten: "Es geht nicht darum, Geld zu verdienen, sondern darum, möglichst vielen Menschen zu helfen, die gerade dringend Hilfe brauchen", so Kliemann im Februar 2021 im Gespräch mit der Weser-Kurier.

Wie Böhmermanns Investigativ-Team herausfand, sollen die Äußerungen von Fynn Kliemann und Tom Illbruck zu den Produktionsorten und dem Verkauf zum billigen Selbstkostenpreis schlichtweg falsch gewesen sein.

Demnach sollen Kliemann und Illbruck in Bangladesch und Vietnam produzierte Masken als "fair" und in "Europa produziert" ausgegeben haben. Zudem soll Kliemann über seinen geplanten Profit gelogen und seine Kundinnen und Kunden sowie Fans belogen haben.

Nicht nur das: Kliemann und Illbruck haben 2020 100.000 "unbrauchbare" Masken aus Bangladesch in Geflüchtetenunterkünfte nach Bosnien und Griechenland geschickt - die Masken haben sie nach Angaben des Magazins vom Hersteller umsonst überlassen bekommen. Darauf inszenierten sie sich medienwirksam als "Wohltäter": „Das fühlt sich schon megageil an… die Menschen sind uns so dankbar. Ich meine – wir haben zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen und waren Vorreiter. Das war irgendwie auch unsere Pflicht", sagte Kliemann dem Business Insider.

Stellungnahme über Instagram

Insbesondere Kliemanns Prominenz und sein positives öffentliches Image des anpackenden Heimwerkers soll gezielt genutzt worden sein, um Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner, Medien, Hilfsorganisationen und Fans zu täuschen. Dabei sei Kliemann immer wieder in wichtige Entscheidungsprozesse persönlich eingebunden worden.

Im Laufe der Recherche hat das ZDF Magazin Royale Fynn Kliemann und Tom Illbruck Fragebögen geschickt und ihnen damit Gelegenheit gegeben, Stellung zu beziehen. Kliemann beantwortete den Fragebogen nicht: Stattdessen äußerte er sich am 1. Mai - seinem Geburtstag - via Instagram zu den Anschuldigungen. Dabei soll er relevante Informationen zu den Anschuldigungen jedoch verschwiegen haben.

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