Halbiert Sterberate

Corona-Medikament funktioniert zu gut: Tests vorzeitig abgebrochen

Alicia Kohl

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15.4.2022, 09:08 Uhr

Eigentlich wurde der Wirkstoff Sabizabulin für die Behandlung von Krebserkrankungen entwickelt, in den USA nun aber auch gegen Corona getestet. Das Medikament von Hersteller Veru aus Miami befand sich in Phase drei der Studie und wurde demnach bereits an Patientinnen und Patienten getestet.

In diesen Tests hat das Medikament nun überraschend gut angeschlagen und hat die Todesfälle deutlich reduziert. Offenbar ging die Sterblichkeit bei schweren Covid-19-Verläufen um 55 Prozent zurück, das heißt, dass etwa jeder zweite Todesfall verhindert werden konnte.

Nun wurde die Testphase vorzeitig gestoppt. Allerdings nicht, weil die Tests nicht den Erwartungen entsprochen hätten. Ganz im Gegenteil: Das Medikament könnte ein Durchbruch im Kampf gegen Corona sein - besonders für Patienten und Patientinnen mit schweren Verläufen. Der Stopp der Testphase hat damit zu tun, dass in der dritten Phase der Studie bereits an Patientinnen und Patienten getestet wird, dafür aber auch eine Kontrollgruppe benötigt wird. Das heißt, dass ein Teil der Probanden und Probandinnen das Medikament nicht verabreicht bekommt.

"Drastische Verbesserung"

Dass die Testphase nun abgebrochen wurde, ist kein ungewöhnliches Vorgehen, wenn ein Medikament in der dritten Phase sehr gut anschlägt. Es wird dann als unethisch gesehen, Menschen ein Heilmittel wissentlich vorzuenthalten, das ihnen das Leben retten könnte.

Insgesamt wurden bisher die Daten von 150 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die täglich für bis zu 21 Tage neun Milligram des Wirkstoffs erhalten haben. 52 Erkrankte haben das zu testende Medikament nicht bekommen und erhielten neben der üblichen Behandlung ein Placebo. 45 Prozent dieser Gruppe verstarb innerhalb von 60 Tagen. Die Todesquote bei der Gruppe, die das neue Medikament verabreicht bekam, lag bei nur etwa 20 Prozent. Bislang wurde eine Prüfung der Studie durch unabhängige Fachleute noch nicht veröffentlicht. Michael Gordon vom HonorHealth Research and Innovation Institute in Scottsdale mahnt außerdem zur Zurückhaltung, es müssten noch weitere Daten ausgewertet werden. Trotzdem zeigt er sich auch erfreut über die bisherigen Ergebnisse der Studie: "Das ist eine ziemlich dramatische Verbesserung der 60-Tage-Sterblichkeit."

Dazu kommt, dass die Virusvariante für die Wirksamkeit des Medikaments offenbar keinen Unterschied macht. Unter den Testpersonen waren sowohl Omikron- als auch Delta-Erkrankte. Ob es einen Nutzen bei milden Verläufen hat, ist noch unbekannt.

Der Hersteller Veru will nun eine Notfallgenehmigung bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA beantragen, damit das Medikament möglichst schnell angewendet werden kann. In Europa könnte es aber einiges länger dauern bis zur Zulassung als in den USA.

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