Familie erlitt bereits schweren Schicksalsschlag

"Der Papa schläft schon so lange": Mädchen in Bayern harren tagelang bei totem Vater aus

29.9.2021, 07:53 Uhr
Drei Mädchen blieben mehrere Tage an der Seite ihres toten Vaters.

© Fotostand / K. Schmitt via www.imago-images.de, NN Drei Mädchen blieben mehrere Tage an der Seite ihres toten Vaters.

Es war ein Freitag, als Bianca F. ihren Bruder Marco in dessen Wohnung in Altötting besuchte, um über die Pflege ihrer Mutter zu sprechen. Als Johanna, Paula und Isabella, die Töchter des 35-Jährigen, ihrer Tante mitteilten, "dass der Papa schon so lange schläft", entdeckte sie den Leichnam ihres Bruders im Obergeschoss.

Leichnam erst durch Zufall entdeckt

Für immer eingeschlafen war der alleinerziehende Vater bereits Tage zuvor. Die drei Töchter im Alter von zwei bis vier Jahren harrten an der Seite des als schlafend vermuteten Vaters aus und legten sich zu ihm auf die Couch. Die älteste Tochter hatte ihre Schwestern derweil mit Essen und Trinken versorgt und "geschaut, dass sie durchkommen", erklärte Bianca F. der Passauer Neuen Presse.

Verstorben ist der 35-Jährige mutmaßlich am Dienstag, den 14. September, an einem Herzinfarkt. Am Tag zuvor waren die beiden älteren Mädchen letztmals im Kindergarten, ehe sie an den Folgetagen unentschuldigt fehlten. Anlass zur Sorge bereitete dies scheinbar nicht, war es doch nicht unüblich: Laut der Schwester des Toten passierte dies öfter, wenn sie gemeinsam mit ihrem alleinerziehenden Vater etwas unternahmen.

Und auch bei der Tatsache, dass Marcos Mutter, die im Erdgeschoss des Hauses wohnt, nicht auf den Zustand aufmerksam geworden ist, verweist Bianca F. gegenüber der Passauer Neuen Presse auf einen simplen Grund: Wenn er krank war, kam er tagelang nicht herunter – "er wollte die Mama nicht anstecken".

Tante nimmt die Mädchen auf

Die 39-Jährige, die mit ihrem Mann und dem fünfjährigen Sohn Jason zusammenwohnt, nahm ihre Nichten nun bei sich auf. Sie will für das Sorgerecht kämpfen, sodass die drei Mädchen "beisammenbleiben können". Das Jugendamt sendete diesbezüglich bereits positive Signale und lobte die Bereitschaft der Frau, die Kinder zu versorgen.

Die Mutter von Johanna, Paula und Isabella war nach der Geburt der Jüngsten ausgezogen und hatte Marco R. das Sorgerecht überlassen – er sei, so erzählt seine Schwester, eine engagierter, liebevoller und zugewandter Vater gewesen.


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In ihrer Gemeinde erfährt die Familie nun große Unterstützung – unter anderem durch Geld aus dem Spendenkonto der Pfarrkirchenstiftung. Ein Faktor: Die Familie war bereits krisengebeutelt, 2015 brannte das Haus ab – eine Versicherung gab es nicht. Dank der Einnahmen aus einem Benefizfußballspiel und einem Konzert, beides durch den Bürgermeister organisiert, konnte die Familie damals ihr Haus wiederaufbauen.