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Erste Konsequenzen für Sylter „Prosecco-Nazis“: Zwei wurden bereits gefeuert

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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25.5.2024, 09:44 Uhr
Ein alter amerikanischer Schulbus steht als Ausschank neben der Gaststätte "Pony" in der Straße Strönwai im Zentrum von Kampen.

© Axel Heimken/dpa Ein alter amerikanischer Schulbus steht als Ausschank neben der Gaststätte "Pony" in der Straße Strönwai im Zentrum von Kampen.

Es ist ein Skandal-Video, das ganz Social Media erschüttert: Feiernde stehen eng an eng, mit Getränk in der Hand, wippen und singen zur Musik - dabei rufen die größtenteils jungen Gäste rassistische Parolen zu einem 20 Jahre alten Party-Hit, ein Mann zeigt einen angedeuteten Hitlergruß. Seit Monaten grölen Rechtsextreme bereits ihre Parolen zum Song "L’amour toujours" von Gigi D’Agostino. Dass nun auch die "Jungen, Reichen und Schönen" scheinbar ungeniert mitmachen, ist für viele ein Schock. Der langjährige Grünen-Politiker Jürgen Trittin schreibt auf der Plattform X von "Prosecco-Nazis".

Nachdem das Video vom Pfingstwochenende auf Social Media viral geht, haben die örtlichen Beamten und das Fachkommissariat für Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. Zudem hatte der Betreiber all denjenigen, welche im Video mitsingen, ein Hausverbot erteilt. Für die Feiernden folgen aber bereits weitere reale Konsequenzen.

Rauswurf: Party-Gänger müssen nach Sylt-Video gehen

Viele Nutzerinnen und Nutzer online fordern, dass die Personen im Video folgenreich bestraft werden sollen. Scheinbar waren auch Studentinnen oder Studenten der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW im Clip zu sehen - die Schule sieht sich zumindest in der Position, ein Statement veröffentlicht zu müssen. Die HAW schreibt, dass sie sich vom Inhalt des Videos distanziert. Zudem laufen derzeit Ermittlungen zu möglichen Beteiligungen. Erst danach wolle man rechtliche Konsequenzen ziehen.

Nicht nur Bildungsstätten, sondern auch zahlreiche Arbeitgeber wollen von den Feiernden Abstand nehmen. Eine Person im Video soll für die Influencerin Milena Karl gearbeitet haben. In einem öffentlichen Statement erklärt Karl, dass sie "voller Bestürzung" das Video von Sylt gesehen hatte. "Abgesehen von dem ohnehin abscheulichen Inhalt des Videos hat es mich schockiert, verletzt und enttäuscht, zu sehen, dass eine Person aus dem Video mit mir in einem Anstellungsverhältnis stand. Für mich stand außer Frage, dass ich unmittelbar nach Kenntnis dieses Videos das Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung auflösen werde und dies bereits getan habe".

Influencerin Milena Karl distanziert sich vom Video aus Sylt.

Influencerin Milena Karl distanziert sich vom Video aus Sylt. © Instagram: Milena.karl

Die Influencerin erklärt, dass sie sich von jeglichen Inhalten und Personen aus diesem Video distanziere. Als Migrantin und werdende Mutter wolle sie ihr Kind nicht in einer solchen Gesellschaft großziehen.

Sylter Feiernde stammen auch aus München

Einige Profile auf Social Media haben es sich zur Aufgabe gemacht, Personen aus dem Video zu identifizieren. Auch die beliebte Instagram Plattform "munchner.gesindel" meint, einige Nutzerinnen oder Nutzer zu erkennen. In Bezug auf das Sylt-Video schreibt der Kanal: "In dem Video sind auch Münchner zu sehen die mitmachen". Die Betreiber fordern besagte Personen dazu auf, sich öffentlich zu der Sache zu äußern. Man wolle ihnen die Chance geben, den Vorfall aus eigener Sicht zu schildern. Die Personen sollen aber so oder so "öffentlich gemacht werden". Ein Münchner Unternehmen hatte wohl einen Mitarbeitenden bereits erkannt und behauptet, dass der Person bereits fristlos gekündigt wurde.