Gefährliches Phänomen

Doku zeigt: Menschen verabreden sich mit Fremden - um sich freiwillig mit Corona zu infizieren

17.2.2022, 10:44 Uhr
In Gruppen beim Messenger Telegram suchen Menschen offenbar gezielt nach Corona-Infektionen.

© Fabian Sommer/dpa In Gruppen beim Messenger Telegram suchen Menschen offenbar gezielt nach Corona-Infektionen.

"Gesucht: Corona leichter Verlauf" oder "Hallo, gibts jemanden positiven im Kreis Stuttgart?" - unter diesen Titeln sind bei der Messenger-Plattform Telegram derzeit Menschen auf der Suche nach einer Corona-Infektion. Es geht um Treffen mit Infizierten und um Speichel von Infizierten, mit dem sie sich anstecken können.

Eine Dokumentation des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hat sich nun mit diesem Phänomen beschäftigt, das seit einiger Zeit bei den einschlägigen Messengern bekannt ist. 19 Minuten dauert das Video, das in der Reihe MDR Investigativ entstanden ist und in der die Reporter Sabine Cygan und Florian Barth sich mit diesen Menschen treffen und sie nach ihrer Motivation fragen.

Manchen geht es um den Genesenenstatus, der sie zumindest für kurze Zeit mit Geimpften gleichstellt - andere sind einfach nur neugierig. Der 22-jährige Fabi zum Beispiel, der dem Reporterteam gegenüber ganz offen äußert: "Es ist die Neugier, vielleicht eine Art 'Krankheitskick'". Er habe sich mit einer Frau, die am Coronavirus erkrankt war, getroffen und habe mit ihr Abstriche ausgetauscht. Eine Straftat, wie in der Doku erklärt wird.

Tatsächlich ist aber bei einer Corona-Infektion Vorsicht geboten: Zu den häufigsten Langzeitfolgen einer Infektion gehören Müdigkeit, andauernde Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit, Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme und Muskelschwäche sowie Muskelschmerzen. Dennoch nehmen offenbar zahlreiche Menschen genau diese Folgen in Kauf, um wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Ein Mann gab gegenüber dem MDR-Investigativ-Team an, einfach wieder "zwei Monate Sport" machen zu wollen.

So sehen die Gesuche aus, die hochgefährlich sein können.

So sehen die Gesuche aus, die hochgefährlich sein können. © MDR, obs

Welche Gefahr dahintersteckt betont auch Professor Martin Kolditz, Leiter der Covid-Station an der Universität Dresden. Auch wenn der Verlauf bei der aktuellen Omikron-Welle in der Regel milder ist, bleiben die Langzeitfolgen offenbar nicht aus. "Ich sehe keinen Anlass zur Annahme, dass diese Langzeitfolgen bei Omikron einfach verschwinden", sagt Kolditz und warnt vor gefährlichen unnötigen Ansteckungsversuchen.

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