"Gründlich missglückt"

"Gar keinen Bock auf Arbeit morgen?": Scharfe Kritik an Kampagne für neue Lehrer

2.8.2023, 12:08 Uhr
Lehrerverbände hatten sich über die Kampagne empört und dem Kultusministerium eine Geringschätzung des Lehrerberufs vorgeworfen.

© Christoph Schmidt, dpa Lehrerverbände hatten sich über die Kampagne empört und dem Kultusministerium eine Geringschätzung des Lehrerberufs vorgeworfen.

"Ich halte die Kampagne für gründlich missglückt", sagte der Professor der Universität Hohenheim der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Es sei schon richtig, dass das Ziel einer Werbekampagne Aufmerksamkeit sei. "Wenn ich die Aufmerksamkeit gewonnen habe, muss aber eine Botschaft folgen. Und diese Botschaft ist gar nicht gut", sagte Brettschneider.

Mit der Werbekampagne will das Kultusministerium nach Angaben eines Sprechers "Menschen mit Berufserfahrung und einer geeigneten Bildungsbiografie, die sich vorstellen können, ihrem Leben eine neue Perspektive zu geben" für den Lehrerberuf gewinnen. Auf einem Großplakat am Stuttgarter Flughafen heißt es: "Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in." Lehrerverbände hatten sich über die Kampagne empört und dem Kultusministerium eine Geringschätzung des Lehrerberufs vorgeworfen.

Es gebe in Teilen der Bevölkerung noch immer den Eindruck, dass Lehrerinnen und Lehrer ständig Urlaub hätten. "Das wird durch die Kampagne verstärkt - und das schadet der Reputation des Absenders und des Berufs", sagte Brettschneider. "Das war keine gute Idee."

Es spiele auch keine Rolle, welche Botschaft das Kultusministerium eigentlich vermitteln wolle. "Es geht nicht darum, ob das Ministerium Lehrerinnen und Lehrer beleidigen wollte oder nicht, sondern nur darum, ob die Lehrerinnen und Lehrer sich beleidigt fühlen", so der Wissenschaftler. Das sollte man aus Brettschneiders Sicht vor einer Werbekampagne überprüfen. "Noch wichtiger, als neue Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen, ist es, die wertzuschätzen, die schon da sind."