Nicht zum ersten Mal

Geschmacklose "Verkleidung": Rassismus-Eklat bei sächsischem Karnevalsumzug

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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12.2.2024, 15:59 Uhr
Als "Blackfacing" bezeichnet man die rassistische Praxis, sich als schwarze Person zu "verkleiden" (Symbolbild).

© Robin Van Lonkhuijsen/ANP/dpa Als "Blackfacing" bezeichnet man die rassistische Praxis, sich als schwarze Person zu "verkleiden" (Symbolbild).

Sucht man am Montagnachmittag bei "X", vormals Twitter, nach Bad Schandau, findet man ein Video. Darauf zu sehen sind vier Personen - zwei Frauen und zwei Männer - die mit geschwärzten Gesichtern, Kraushaarperücken und stilisierten "afrikanischen" Kleidern mit einem Leiterwagen an einem Faschingsumzug teilnehmen. Auf dem Wagen stehen Koffer. Wie auf einem Foto der "Bild" zu sehen ist, haben sich die vier Personen die Lippen grellrot geschminkt, ein Mann trägt eine Stoffschlange bei sich, an deren Ende ein Schild mit der Aufschrift "Die lange Schlange aus der Savanne" zu sehen ist. Offensichtlich eine Anspielung auf Geflüchtete, die aus den afrikanischen Staaten nach Deutschland kommen.

Die rassistische Praxis, sich als schwarze Person zu "verkleiden", wird als Blackfacing bezeichnet. Die Schweizer Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) schreibt dazu auf ihrer Website: "'Blackfacing' gilt als rassistisch, da die Identität und Erfahrungen Schwarzer Menschen als eine Art Kostüm behandelt werden, welches Weiße Menschen einfach an- und ausziehen könnten. Damit werden die Erfahrungen von People of Color (...) herabgesetzt. (...) Auf diese Weise werden Vorurteile wiedergegeben und weiterhin verfestigt. Während das eigene Vergnügen in den Vordergrund gestellt wird, werden die Diskriminierungserfahrungen von Schwarzen Menschen gänzlich ignoriert."

Der Faschingsumzug in der sächsischen Kleinstadt Bad Schandau sorgt nicht zum ersten Mal für negative Schlagzeilen: Im letzten Jahr sorgte ein Wagen für Aufsehen, auf dem mehrere Personen in Winnetou-Kostümen einen Mann in Regenbogenfarben an einen Marterpfahl fesselten. Auf einem Schild, das am Wagen angebracht war, stand: "Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland." Auch in Bayern wurde ein Faschingsumzug am Wochenende von rassistischen Ausfällen erschüttert.