Gullydeckel-Attacke: Lokführer unter Tatverdacht

25.4.2019, 15:20 Uhr
Nach einer Gullydeckel-Attacke auf eine Regionalbahn bei Bad Berleburg steht der Lokführer selbst unter Verdacht.

© Markus Klümper, dpa Nach einer Gullydeckel-Attacke auf eine Regionalbahn bei Bad Berleburg steht der Lokführer selbst unter Verdacht.

Nach der Gullydeckel-Attacke auf eine Regionalbahn bei Bad Berleburg steht der 49-jährige Lokführer des Zuges selbst unter Tatverdacht. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Ein Zug der Hessischen Landesbahn war auf der Strecke im Wittgensteiner Land vor knapp zwei Wochen gegen Gullydeckel gefahren, die an Seilen von einer Brücke über den Schienen hingen. "Aufgrund der intensiv und mit Hochdruck geführten Ermittlungen hat sich ein Tatverdacht gegen den 49-jährigen Lokführer, der den - ansonsten unbesetzten - Zug zur Vorfallszeit steuerte, ergeben", hieß es am Donnerstag in der Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei: "Der Lokführer geriet insbesondere durch die Auswertung von Tatortspuren in den Fokus der Ermittler."

Der 49-Jährige wurde festgenommen

Die Staatsanwaltschaft Siegen habe beim Amtsgericht einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnungen in Lünen und in Erndtebrück erwirkt. Danach habe man den 49-Jährigen am Erndtebrücker Bahnhof vorläufig festgenommen. Er bestreitet die Tat laut Staatsanwaltschaft. Mangels Haftgründen sei er wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die Ermittlungen dauerten an.

Der mutmaßliche Anschlag hatte für Entsetzen gesorgt. Zunächst waren Polizei und Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, dass Unbekannte mehrere Gullydeckel von einer Brücke herab an Seilen über den Schienen aufgehangen hatten. Demnach hatte - so der erste Anschein - mindestens ein Gullydeckel die Frontscheibe des bis auf den Lokführer leeren Zuges durchschlagen. Der Mann hatte sich auf einer geplanten Leerfahrt zwischen Bad Berleburg und Erndtebrück befunden. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zunächst wegen versuchten Mordes.

Notbremsung vollzogen und weggeduckt

Die Hessische Landesbahn (HLB) hatte nach dem Vorfall von einem "ungeheuerlichen Anschlag" gesprochen, bei dem bewusst der Tod eines Menschen in Kauf genommen worden sei. Der Lokführer hatte nach damaligen Angaben der HLB einen "mittelschweren Schock" erlitten. Der Lokführer habe eine Notbremsung vollzogen und sich nach hinten weggeduckt, hieß es nach dem Vorfall seitens der HLB. "Wir sind heilfroh, dass durch seine geistesgegenwärtige Reaktion nichts Schlimmeres passiert ist", sagte eine Sprecherin damals.

Die Hessische Landesbahn betreibt die Linie RB 93, die zwischen Bad Berleburg (NRW) und Altenkirchen (Rheinland-Pfalz) verkehrt und über Siegen (NRW) führt.


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