Hohe Absätze, schnelle Zeiten: Der High-Heels-Run in Antalya

5.3.2016, 17:10 Uhr
Ob mit Tape oder nicht: Die Läuferinnen hatten gute Laune.

© Peter Ehler Ob mit Tape oder nicht: Die Läuferinnen hatten gute Laune.

Umgerechnet rund 700 Euro hat die 32-jährige Aysen Özkul dafür schon einmal in der Tasche – Lohn für 14,15 Sekunden pure Schinderei auf hochhackigen Schuhen. Das ist für die Sportlehrerin eine Zeit, in der selbst mancher ambitionierte Hobbyläufer in flachen Sportschuhen nicht die 100 Meter bis zur Ziellinie sprinten könnte.

Die Siegerin hat damit auch heuer alle ihre knapp 60 Konkurrenten hinter sich gelassen, die sich wie Tausende von Zuschauern das Spektakel im Stadtteil Lara nicht entgehen lassen wollten. Schon im Vorjahr hatte sie sich ganz nach vorne gestöckelt. Denn der High-Heels Lauf ist inzwischen am Vortag des Runatolia-Marathons schlechthin der Publikumsmagnet im neuen Stadtteil Lara.

Während beim erstmals ausgerichteten Kofferlauf, bei dem ein zehn Kilogramm schwerer Trolli über 100 Meter zu einem Check-Inn-Schalter gezogen werden musste, für Sponsoren und Athleten mehr der Spaß im Vordergrund stand, ging es beim High-Heels Lauf sprichwörtlich um Hundertstelsekunden. Denn das Stöckeln lohnte sich. Etwa 700 Euro für die Siegerin, 500 Euro für die Zweiplatzierte Durdu Ekici (14.42 Sekunden) und umgerechnet knapp 300 Euro für die drittschnellste Läuferin Esra Demir (14.44 Sekunden), zogen High-Heels-Runner aus dem gesamten Land an die Laufstrecke.

Dabei war schnell zu erkennen, wer sich schon einmal an einen Lauf mit den hochhackigen Schuhen gewagt hatte. Einsteigerinnen holten sich noch schnell im nahen Einkaufszentrum Terra City Lara einen Satz Stilettos, die ambitionierten Starterinnen "klebten" sich die Schuhe dagegen dick mit Panzerband an die Fesseln, um einigermaßen sicher über die Strecke zu kommen – damit die Angelegenheit nicht allzu wackelig und gefährlich wurde.

Denn, ob modisch bunt, elegant schwarz oder günstig aus dem Winterschlussverkauf – entscheidend war die Höhe der Absätze. Die gefährlich aussehenden Schuhe sind seit dem Kino-Erfolg von "Sex and the City" voll im Trend und die Frauen werden von Top-Designern und Schuh-Herstellern mit immer gewagteren und höheren Modellen "verführt". Kein Wunder, dass der Ausrichter des Runatolia nicht nur sprichwörtlich hohe Maßstäbe für die Teilnehmerinnen setzte. Sie mussten mit Stilettos antreten, deren Absätze mindestens sieben Zentimeter hoch waren und höchstens 1,5 Zentimeter breit sein durften. Selbst im Ziel wurde daher nochmals nachgemessen.

"Diesmal lief es einfacher", sagte Aysen Ötzkul, die aus der knapp 400 Kilometer entfernten türkischen Provinz Konya stammt und mit ihrer Familie wieder nach Antalya kam. Die Siegerin plauderte dabei locker in zahlreiche Mikrophone der türkischen Medien, die den Lauf landesweit übertragen hatten. Die großen Anstalten waren sogar mit eigenen Korrespondenten vor Ort. Denn der High-Heels-Run erfreut sich in der Türkei großer Beliebtheit und hatte bei der Premiere vor Jahren sogar den Serienstar einer beleibten Daily Soap an die Startlinie und ins Ziel gebracht.

Runatolia - ein Magnet

"Der Runatolia ist nach wie vor ein Magnet", sagt Mevlut Sertakar. Er organisiert seit Beginn an den Marathon, der heuer zum elften Mal ausgetragen wird und am Wochenende wieder Tausende von Startern aus 40 Ländern in die zwei Millionen große Metropole an der türkischen Riviera zog.

Zum Spektakel vor dem neuen Einkaufszentrum Terra City Lara im gleichnamigen Stadtteil gehörte auch der Bambini Lauf. Bunt gemischt waren die Starter beim knapp vier Kilometer langen Volkslauf, an dem sich viele Schulklassen, Einheimische und Sportclubs auf den Weg machten. Bei den Hauptläufen über 10 Kilometer, dem Halbmarathon auf 21,1 Kilometern und dem Marathon über die klassische Distanz von 42,195 Kilometern werden diesmal über 5000 Starter erwartet.

Der Runatolia ist vor allem für viele Marathonläufer aus Deutschland ein attraktiver Lauf in den Frühling. Schließlich herrschen an der Türkischen Rivera Temperaturen von knapp 20 Grad, während zu Hause meist noch mit Winteroutfit trainiert werden muss.

Start für die Hauptläufe ist an der Glaspyramide, dem Messe- und Kongresszentrum der Stadt. Danach geht es durch die Altstadt zum weltbekannten Hadrianstor, von dort entlang der Steilküste zum Wendepunkt in Lara. Hier entstanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Themenhotels. Die Luxus-Häuser gleichen etwa der Titanic, der Concorde, dem Kreml oder dem Markusplatz in Venedig.

Über einige Kilometer ist übrigens eine alte Straßenbahn aus Nürnberg Begleiter der Marathonläufer. Die Wagen der früheren Linie 1 waren jahrelang zwischen Fürth-Billinganlage und der Bauernfeindstraße in Nürnberg unterwegs. Die Bahn aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind ein Geschenk der Stadt Nürnberg im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Antalya und beliebtes Fotomotiv für Touristen. Zum Marathon ist dem immer noch fitten Oldtimer ein neuer Anstrich verpasst worden. Die Bahn fährt seit kurzem farbenfroh im sportlichen Läufer-Look. Ein anderer Wagen weist auf die bevorstehende Expo hin. Hier werden ab Ende April 1,5 Millionen Blumen blühen.

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