Medizin am Limit

Krankenhäuser fürchten weitere Überlastung: Tipps für ein sicheres Silvester

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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28.12.2022, 11:26 Uhr
Wer an Silvester zu nah am Böller steht, kann sich schnell verletzen. 

© NEWS5 / Grundmann, NN Wer an Silvester zu nah am Böller steht, kann sich schnell verletzen. 

Das Feuerwerk ist auch in Franken und der Oberpfalz wieder erlaubt. Und gefährlich: An Silvester tummeln sich die Verletzten in der Notaufnahme. 2019, also vor den Einschränkungen durch die Pandemie, kamen in Deutschland laut Barmer Ersatzkasse rund 4.000 Menschen als Silvester-Notfall ins Krankenhaus. Das ist in diesem Jahr ein besonders großes Problem, denn die Kliniken arbeiten schon ohne Zusatzbelastung am Limit. Rettungsdienste mahnen deshalb zur besonderen Vorsicht und geben Erste-Hilfe-Tipps für den Ernstfall.

"Der Umgang mit Feuerwerkskörpern führt leider immer wieder zu teilweise schweren Verletzungen", sagt Bernd Böttiger, Bundesarzt des Deutsche Rote Kreuz (DRK). Um die zu minimieren, sollten Käufer nur zugelassene Böller aus Deutschland besorgen. Pyrotechnik aus dem Ausland oder selbstgebaute Feuerwerkskörper sind tabu. Und: Wenn ein Kracher beim ersten Versuch nicht losgeht, darf man ihn auf keinen Fall nochmal zünden, erklärt das DRK. Da ist die Gefahr hoch, dass die Knaller in der Hand explodieren.

Kinder dürfen grundsätzlich keine Böller zünden und mit Jugendlichen sollten die Erwachsenen darüber sprechen, wie sie die Böller zünden können und welche Gefahren die Zündkörper mit sich bringen.

Außerdem sollte niemand, der die Geschosse in der Hand hat, viel Alkohol getrunken haben, ergänzt die Johanniter-Unfall-Hilfe. Denn wegen dem beobachtet das St. Theresien-Krankenhaus an Silvester in der Notaufnahme neben der Böller-Unfälle vor allem Knochenbrüche durch Stürze, Schnittverletzungen, Verletzungen durch Handgreiflichkeiten, erzählt Pressesprecherin Anja Müller.

"Kommt es zu Verletzungen, ist es vor allem wichtig, schnell zu reagieren", sagt Böttiger. Typische Silvester-Verletzungen: Schwere Verbrennungen, Hand- oder Augenverletzungen, Alkoholvergiftungen und Unterkühlungen. Sogar abgerissene Finger kommen vor. Böttger rät:

  • Bei kleineren Verbrennungen kühlen. Bei großflächigen nicht, sonst droht Unterkühlung. Als Faustregel gilt: Verbrennungen, die größer als die Handfläche sind, müssen ärztlich behandelt werden.
  • Bei Handverletzungen sollte die Wunde umgehend steril abgedeckt werden. Abgerissene Finger oder Fingerteile sollten Ersthelfer aufheben und den Rettungskräften übergeben.
  • Bei Augenverletzungen ist es wichtig, beide Augen zu verbinden, sodass sich das verletzte Auge möglichst nicht mehr bewegt. Außerdem rät Christ Stöcklein, Ausbildungsleiter der Johanniter in Oberfranken: „Wenn Fremdkörper ins Auge geraten, sollten Laien diese nicht selbst entfernen. Stattdessen muss die verletzte Person sofort in eine Notaufnahme oder Rettungsstelle gebracht oder der Rettungsdienst alarmiert werden!“

Und natürlich gilt: Bei ernsten Verletzungen sofort die 112 rufen.

Klinikum Nürnberg mahnt zur Vorsicht

Der Druck ist auch auf das Klinikum Nürnberg in diesem Jahr hoch, sagt Julia Peter, Pressesprecherin des Klinikums Nürnberg. Die personelle Lage sei sehr angespannt, "insbesondere durch die aktuelle Erkrankungswelle mit Erkältungskrankheiten, Influenza und RS-Viren." Viele Mitarbeiter fallen aus. Deshalb komme die Notaufnahme schon an normalen Tagen oft an ihre Belastungsgrenze.

Auch das St. Theresien-Krankenhaus schlägt Alarm. "Personell befinden wir uns sowohl im ärztlichen wie im pflegerischen Dienst am Anschlag", sagt Pressesprecherin Anja Müller. Aufrechterhalten könne man die Versorgung nur, weil die Mitarbeiter zusätzliche Dienste übernehmen.

Auch Notfälle müssen sich an Silvester auf längere Wartezeiten einstellen, sagt Müller. Außerdem werden die Betten knapp. "Denn auch wenn in der Öffentlichkeit nun davon die Rede ist, dass die Corona-Pandemie vorbei sei, ist das Corona-Virus ja nicht verschwunden. Noch immer ist in unserem Haus eine komplette Station nur mit Corona-Patienten belegt."

Peter appelliert: "Bei allem Verständnis für das Bedürfnis, endlich mal wieder richtig Silvester zu feiern, wären wir dankbar, wenn Feiernde auch in Sachen Alkohol ihre Grenzen kennen würden." Das bestätigt auch Müller und bittet: "Beim Feuerwerk sollte das Gleiche gelten wie im Straßenverkehr: Don‘t drink and do fireworks! Die Erfahrung zeigt, dass Alkohol und Feuerwerkskörper keine gute Kombination sind."

Dennoch halte die Kliniken enge Absprachen, sagt Peter, um "auch in diesem Jahr an Silvester die Notfallversorgung so gut wie möglich sicherstellen."