London-Attentat: Khalid Masoods Motiv bleibt unklar

24.3.2017, 21:10 Uhr
Blumen liegen auf der Westminster-Brücke in London: Bei einem Terroranschlag auf der Westminster-Brücke und am Parlament im Herzen Londons hat vor zwei Tagen ein Angreifer mindestens vier Menschen getötet und rund 40 weitere teils schwer verletzt.

© dpa Blumen liegen auf der Westminster-Brücke in London: Bei einem Terroranschlag auf der Westminster-Brücke und am Parlament im Herzen Londons hat vor zwei Tagen ein Angreifer mindestens vier Menschen getötet und rund 40 weitere teils schwer verletzt.

Die britischen Sicherheitsbehörden haben zur Aufklärung des Terroranschlags von London eine massive Ermittlungsoffensive gestartet. Zwei Tage nach dem Attentat im Zentrum der Hauptstadt sei bereits mit rund 3500 Zeugen gesprochen worden, elf Wohnungen seien durchsucht worden, teilte Scotland Yard am Freitag mit. Im Zusammenhang mit dem Attentat nahm die Polizei in der Region West Midlands um Birmingham und in Manchester zwei weitere Personen fest. Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

Die Behörde stufte die Festnahmen als wichtig ein. Die Polizei hatte zuvor bei Razzien in mehreren Orten des Landes acht weitere Menschen festgesetzt. Eine Frau wurde inzwischen auf Kaution freigelassen. Damit befinden sich nunmehr neun Personen in Gewahrsam.

Der mutmaßliche Täter Khalid Masood war am Mittwoch mit einem Wagen gezielt in Passanten auf der Westminster Bridge gefahren und tötete so drei Menschen. Anschließend erstach er einen Polizisten vor dem Parlament, der unbewaffnet gewesen sein soll. Masood wurde von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Tat für sich reklamiert.

IS-Auftrag unwahrscheinlich

Der Terrorismusforscher Neumann zweifelte an einem IS-Auftrag für Masood. Die Miliz habe den Anschlag zwar für sich reklamiert, aber es gebe IS-Publikationen, die in den vergangenen 24 Stunden veröffentlicht wurden, die den Anschlag in London nicht erwähnen, sagte der Leiter des internationalen Zentrums zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am Londoner King's College der Deutschen Presse-Agentur. "Und das bedeutet, dass offensichtlich die Leute in Syrien keine Ahnung hatten, dass er passiert."

Mark Rowley, Anti-Terror-Chef bei Scotland Yard, sagte, der Geburtsname Masoods laute Adrian Russell Ajao. Die Ermittlungen konzentrierten sich weiter auf die Frage des Motivs, mögliche Komplizen und Hintermänner sowie den Hergang der Tatvorbereitung. Rowley bat die Bevölkerung bei den Ermittlungen um Mithilfe. Masood hatte in seinem Leben mehrere Namen benutzt.

Durchsuchungen an fünf Adressen

Scotland Yard zufolge laufen derzeit Durchsuchungen an fünf Adressen, 16 weitere wurden bereits beendet. 2700 Gegenstände seien konfisziert worden, eine große Menge an Daten von Computern sei sichergestellt worden. Rund 3500 Zeugen seien kontaktiert worden.

Die Zahl der Verletzten gab Scotland Yard jetzt mit 50 an - zuvor war von etwa 40 die Rede. Zwei Opfer befinden sich in einem kritischen Zustand, einer davon habe lebensbedrohliche Verletzungen. Auch zwei Polizisten liegen laut Scotland Yard schwer verletzt im Krankenhaus.

Der mehrfach vorbestrafte Masood wurde in Großbritannien geboren und stand nach Angaben der britischen Premierministerin Theresa May früher unter Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein.

Solidarität für Angehörige von getötetem Polizisten

Nachbarn sagten britischen Medien, Masood habe eher unauffällig mit Frau und Kindern in Birmingham gelebt. Britischen Medien zufolge soll er zum Islam konvertiert und sehr religiös geworden sein. Angeblich lebte er auch in Saudi-Arabien.

Der Tod des unbewaffneten Polizisten Keith Palmer löste derweil eine Welle der Solidarität aus. Wie am Freitagnachmittag der Webseite "Just Giving" zu entnehmen war, gingen für die Familie des Polizisten bereits mehr als 550 000 Pfund (knapp 640 000 Euro) an Spenden ein. Der Londoner Polizeiverband hatte den Spendenaufruf gestartet.

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