"Italian Hall"

Massenpanik an Heiligabend: Auf den Spuren der Geschichte

11.6.2021, 17:20 Uhr
Massenpanik an Heiligabend: Auf den Spuren der Geschichte

© Arndt Peltner

Calumet liegt im "Copper Country”, auf der Keweenaw der Upper Peninsula, eine Halbinsel, die in den "Lake Superior” hineinragt. Vor 100 Jahren boomte die Gegend, der Kupferbergbau war der Motor dieser Region. Ein 1200 Zuschauer fassendes Theater, erbaut 1900, erinnert noch heute an diese glorreichen Zeiten. Auch die erste überdachte Eishockeyhalle wurde hier erbaut und steht noch immer.

"Melting Pot"

Auf alten Fotos kann man eine Straßenbahn sehen, die Calumet mit den umliegenden Gemeinden Hancock, Houghton und Lake Linden verband. Einwanderer aus aller Herren Länder kamen hierher, um den "American Dream” zu (er)leben, darunter Finnen, Deutsche, Italiener, Waliser, Kroaten, Serben, Franzosen und viele andere. Und sie alle lebten friedlich mit- und nebeneinander. Die Spuren dieses "Melting Pots” kann man noch immer finden. Auf den Friedhöfen, den Straßennamen, auf den Speisekarten in den Restaurants und in den Namen von Kirchen und Gebäuden.

Massenpanik an Heiligabend: Auf den Spuren der Geschichte

© Arndt Peltner

Eines dieser Gebäude wiegt schwer in der Geschichte und der Erinnerung von Calumet. Die "Italian Hall” war der Ort einer Katastrophe am Heiligabend 1913. Damals starben 73 Männer, Frauen und vor allem Kinder in einer Massenpanik, nachdem ein Unbekannter "Fire” in die vollbesetzte Halle rief. Doch es gab kein Feuer. Es wurde nie geklärt, wer das war. Die Ungereimtheiten und Vermutungen überschlugen sich. Vieles deutet aber darauf hin, dass ein Provokateur der Bergbauunternehmer hinter dem Anschlag stand.

Damals streikten die Kumpels, ein Streik der US, der weltweit beobachtet wurde und in die Geschichte der amerikanischen Arbeiterbewegung einging. Der engagierte Folksänger Woody Guthrie vertonte dieses traurige Ereignis in seinem Song "1913 Massacre”.

Die "Italian Hall” steht nicht mehr, nach einem Riss im Fundament wurde sie in den 1980er Jahren abgerissen, was man heute sehr bedauert. Eine Gedenktafel erinnert an die Opfer. Alljährlich wird am Heiligabend ein Kranz niedergelegt und 73 Kerzen angezündet. Die Katastrophe von 1913 ist bis heute gegenwärtig in Calumet. An der Feuerwehr, gleich um die Ecke hängt noch immer der "Fire Alarm” von damals.

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