Immer wieder Schlagzeilen

Mit rechtsextremen Tattoo posiert? Nächster Aufreger um Mesut Özil

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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23.7.2023, 17:15 Uhr
Einmal mehr steht Ex-Nationalspieler Mesut Özil negativ in den Schlagzeilen.

© Arne Dedert/dpa Einmal mehr steht Ex-Nationalspieler Mesut Özil negativ in den Schlagzeilen.

Sehen wir auf diesem Foto den nächsten Aufreger rund um Mesut Özil? Seit seinem Foto mit Recep Tayyip Erdogan kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland fand sich der einstige Ausnahmekünstler meist negativen Schlagzeilen ausgesetzt. Immer wieder postet der 34-jährige Deutsche in den Sozialen Netzwerken Beiträge, in denen er klar die Nähe des türkischen Präsidenten sucht. Kurz vor der vergangenen Wahl gab es dann die Nachricht, der Ex-DFB-Profi sei auf einer Liste der AKP-Partei als Kandidat aufgetaucht - alle Informationen dazu haben wir hier noch einmal für Sie kompakt zusammengefasst:

Am Samstag (22. Juli 2023) teilte der türkische Fitness-Trainer Alper Aksac dann ein Foto im Netz, das nun international für Wirbel sorgt. Darauf zu sehen: Özil, der sich mit seinem persönlichen Trainer Aksac fit hält. Auf der Aufnahme ziehen beide Männer ihre Shirts hoch – und lassen ihren stahlharten Oberkörper für sich sprechen. So weit, so normal. Bei genauerer Betrachtung der Szene fällt jedoch auf: Auf der Brust von Özil schaut nun unter dem Shirt ein Tattoo hervor, das das Symbol der "Grauen Wölfe" zeigen soll. Diese sind eine rechtsextreme Bewegung in der Türkei.

So diente die Flagge mit den drei Halbmonden einst im Osmanischen Reich als Kriegsflagge, erklärt unter anderem das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Heute wird das Symbol als Parteilogo der türkisch-rechtsextremistischen Partei MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung) verwendet. Die Partei ist Bündnispartner der AKP-Partei – also der Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Laut offiziellen Informationen des Verfassungsschutz gibt es rund 11.000 Mitglieder der türkischen "Ülkücü"-Bewegung. Die Mitglieder werden "Graue Wölfe" genannt. In den 1970er Jahren organisierte die Bewegung zahlreiche Gewalttaten und Morde. Ziel der Vereinigung ist die Etablierung einer pantürkischen Nation, die sich vom Balkan bis nach Westchina erstrecken soll.

Als größter "Feind" der "Grauen Wölfe" gilt die kurdische Arbeiterpartei PKK, aber auch Juden, Christen, Armenier, der Vatikan und die Vereinigten Staaten. In der deutschen Bundesrepublik wird die antisemitische und antizionistische Organisation vom Verfassungsschutz überwacht. Auch "bild.de" berichtet mittlerweile über das Foto von Özil. Der Ex-Kicker selbst hat sich bislang nicht weiter zu dem Tattoo geäußert, das Foto aber geliked. Die "Deutsche Presse-Agentur" hat den Berater des Ex-Sportlers um eine Stellungnahme gebeten, aber bislang noch keine Antwort erhalten. Ob es sich um eine permanente Tätowierung handelt, kann bislang nicht eindeutig verifiziert werden. Der Gedanke liegt jedoch nahe, da Özil bereits andere Motive auf seinem Körper hat stechen lassen, die auf dem Foto ebenfalls zu erkennen sind.

Wettbieten der Weltvereine

Der in Gelsenkirchen geborene Ex-Nationalspieler trat nach dem historischen Vorrunden-Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland 2018 mit einem Knall zurück. Auf Twitter kritisierte Mesut Özil die DFB-Spitze hart – bis heute ist das Tischtuch zwischen beiden Parteien zerschnitten. Sportlich leitete das Foto mit Erdogan rückblickend den leisen Abschied an. Zuvor war der Mittelfeldspieler auf dem Rasen jedoch jedem Zweifel sportlich erhaben: Schalke 04, Werder Bremen, Real Madrid, Arsenal London – Özil schnürte für die besten Vereine auf diesem Planeten die Schuhe – und das nachweislich auch erfolgreich.

Für das "Weiße Ballett" der "Königlichen" von Real Madrid zog er über Jahre (2010 bis 2013) die Fäden im Mittelfeld. Mit anderen Weltstars wie Cristiano Ronaldo oder Sergio Ramos spielte Özil als Stammspieler um die wichtigsten Vereinstitel der Welt. Vor allem als Vorlagengeber spielte er sich nachweislich in die Geschichtsbücher des spanischen Hauptstadtklubs.

Nach seiner Zeit in England zog es Özil erst zu Fenerbahce Istanbul und anschließend zu Istanbul Basaksehir. Letztgenannter Verein hat ebenfalls eine deutliche Nähe zu Präsident Erdogan. Im März diesen Jahres hatte Özil dann dort seine Karriere beendet. Auch hier auffallend: Während er allen Vereinen seiner Karriere für die Erfahrungen dankte, gab es zum DFB kein einziges Wort. Dem Deutschen Fußball-Bund warf Özil bei seinem Rücktritt damals Rassismus vor.

Größter Erfolg

Auch in der Gesellschaft habe er laut eigener Aussagen immer wieder zu kämpfen gehabt, seinen Platz zu finden. So kritisierte er unter anderem, er sei "der deutsche Nationalspieler", wenn man gewinne und "der Ausländer", wenn man verliere. Mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erlebte Özil unter Bundestrainer Joachim Löw einst seinen größten Erfolg: Bei der WM in Brasilien holte sich Deutschland damals im Finale gegen Superstar Lionel Messi und Argentinien den vierten Stern für Deutschland.

Zum Ex-Bundestrainer hat Özil bis heute auch noch Kontakt. Löw setzte während des Turniers voll auf Özil. Der einstige Weltstar von Real Madrid holte als absoluter Stammspieler den Titel in der legendären Nacht von Rio.