Insolvenzantrag

Nach 300 Jahren: Deutsche Traditionsfleischerei muss Insolvenz anmelden

Andreas Hofbauer

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7.5.2023, 15:13 Uhr
Die Fleischerei ist wegen des Neubaus in wirtschaftliche Schieflage geraten (Symbolbild). 

© imago stock&people, imago stock&people Die Fleischerei ist wegen des Neubaus in wirtschaftliche Schieflage geraten (Symbolbild). 

"Unser Familienbetrieb schaut auf mehr als 300 Jahre traditionelles Fleischerhandwerk zurück. Die Fleischerei Röhrs ist seit 1709 ein Teil von Jork. Im Alten Land und über die Grenzen hinaus sind wir für eine umfangreiche Produktauswahl, Frische, Reinheit, Qualität und Service bekannt", steht auf der Website der Fleischerei Röhrs.

Älteste Fleischerei Norddeutschlands insolvent

Doch die laut eigenen Angaben älteste Fleischerei Norddeutschlands ist in finanzielle Schieflage geraten. Die Fleischerei in Jork bei Hamburg musste einen Insolvenzantrag stellen. Das teilte die zuständige Sozietät FRH (Fink Rinckens Heerma Rechtsanwälte) in einer Pressemitteilung mit. Die FRH wurden als vorläufige Insolvenzverwalter eingesetzt. Unternehmer auf Zeit ist Heerma, der den Auftrag hat, das Traditionsunternehmen Röhrs finanziell zu restrukturieren. Wichtig für alle Angestellten: Auf das Tagesgeschäft soll der Insolvenzantrag erstmal keine Auswirkungen haben.

In der Pressemitteilung bezeichnet die FRH die Fleischerei Röhrs in Jork als "eine Institution mit 300-jähriger Geschichte". Grund für den Insolvenzantrag und die finanzielle Schieflage sei der allgemeine Preisanstieg, sagte Heerma: "Röhrs hat in eine sehr moderne Produktionsstätte investiert, die aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Baugewerbe und der daraus resultierenden gestiegenen Kosten deutlich teurer wurde als geplant." Gemeint ist der Bau einer neuen Schlacht- und Produktionshalle, um Fleisch- und Wurstwaren herzustellen.

Erstmal keine Auswirkungen auf das Geschäft?

"Das Familienunternehmen Röhrs bleibt als mittelständischer Betrieb mit 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Mittelpunkt des Ortszentrums von Jork erhalten. Das operative Geschäft wird durch die aktuellen Entwicklungen nicht beeinträchtigt", so Heerma.

Die bereits getätigten Investitionen sollen langfristig die Region stärken. Dafür stehe man in "engem, konstruktivem Austausch" mit den Finanzierern, schildert der Junior-Unternehmer und Fleischermeister Daniel Röhrs. Röhrs betreibt zudem das Fleischerfachgeschäft "Fleischerjungs" in Buxtehude. Die Fleischerjungs Verwaltungs GmbH gab gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" an, nicht von der Insolvenz betroffen zu sein.

Die FRH solle sich um die Neuaufstellung des Betriebes kümmern, da sie "besondere Kompetenz" im Aufstellen von Insolvenzplänen vorzuweisen hätten. Damit könnten "mehrfach signifikante Quoten zugunsten der ungesicherten Gläubiger erzielt werden". "Die Liquidation eines Betriebs betrachtet FRH erst als letzte Maßnahme", wird Heerma vom Hamburger Abendblatt zitiert.