Kontroverses Thema

Norwegische Studie: Legalisierung von Cannabis verringert Gewalttaten und Morde

Markus Maisel

Online-Redaktion

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7.2.2023, 16:51 Uhr
Sorgt aktuell für hitzige Debatten im Bundestag: Marihuana.

© Matt Masin/dpa, NNZ Sorgt aktuell für hitzige Debatten im Bundestag: Marihuana.

Es ist ein Thema, über das sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die CSU aktuell intensiv streiten: Die Legalisierung von Marihuana. Während Lauterbach mittlerweile mehr positive als negative Effekte einer potenziellen Cannabis-Legalisierung erkennt, missbilligt die Christlich-Soziale Union das Vorhaben der Ampel-Regierung.

Im Oktober warnte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek im Bundestag vor den schlimmen Folgen eines "Drogentourismus" in Deutschland. Lauterbach hingegen ist der Ansicht, dass man den Schwarzmarkt durch eine Legalisierung austrocknen könnte.

Ähnlich sieht das auch eine Reihe norwegischer Wissenschaftler: In einer Publikation, die in The Economic Journal veröffentlicht wurde, kommen Evelina Gavrilova, Takuma Kamada und Floris Zoutman zum Ergebnis, dass sich eine Legalisierung von medizinischem Marihuana positiv auf die Kriminalitätsrate in US-Bundesstaaten, die an der Grenze zu Mexiko liegen, auswirkt.

Starker Rückgang in grenznahen Gebieten

Bedeutet: Wenn man die Produktion und den Vertrieb von Marihuana entkriminalisiert, führe dies auch gleichzeitig zu einem Rückgang der Gewaltkriminalität in Märkten, die von mexikanischen Drogenkartellen dominiert werden.

Besonders in grenznahen Bezirken, die weniger als 350 Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt sind, sei ein starker Rückgang zu erkennen. Um 13 Prozent würde die Kriminalitätsraten nach Angaben der Forschenden in den Grenzstaaten sinken. Besonders auffällig sei der Rückgang in Kalifornien mit einem Rückgang von 15 Prozent.

Berücksichtigt wurde dabei der gesamte Zeitraum, seit dem Cannabis für medizinische Zwecke in den US-Bundesstaaten legalisiert wurde. Für die Studie verwendeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Kriminalitätsdaten aus zwei Quellen: Einerseits wurden die Daten der Uniform Crime Reports - ein Datensatz mit Gewaltverbrechensraten für US-Bezirke - untersucht. Anschließend analysierten die Forschenden die Supplementary Homicide Reports. Diese Quelle liefert Informationen über die Umstände von Tötungsdelikten.

Und der Grund für die sinkende Kriminalitätsrate? Der liegt laut Mitautorin und Wirtschaftswissenschaftlerin Evelina Gavrilova auf der Hand. Gegenüber dem Guardian erklärte sie, dass die neuen Gesetze Cannabisproduzenten die Möglichkeit geben, das Produkt anzubauen, um es später an Apotheken zu verkaufen - wo es darauf legal erworben wird: "Diese Erzeuger stehen in direktem Wettbewerb mit mexikanischen Drogenkartellen, die das Marihuana in die USA schmuggeln. Das Ergebnis ist, dass die Kartelle viel weniger Aufträge erhalten."

Auch lokale Gangs sorgen für Gewalt

Rund sechs Milliarden Dollar Gewinn generieren mexikanische Drogenkartelle jährlich durch den Drogenhandel in den USA. Sie tragen wesentlich zur Kriminalität in den US-Grenzstaaten bei. Der Schmuggel illegaler Drogen der Kartelle ist mit einem extremen Maß an Gewalt verknüpft. Diesen nutzen die Kartelle um ihre Einnahmen auf dem Drogenmarkt anzufechten. Auch die Tatsache, dass Kartelle mit lokalen Gangs verbündet sind, sorgt für zahlreiche Gewaltdelikte - denn auch die örtlichen kriminellen Banden tragen intensiv zur Kriminalität bei.