Pferdemetzger profitieren von Skandal
26.2.2013, 10:44 UhrPferdemetzger Werner Jausch entschuldigt sich, aber er kann jetzt wirklich nicht mehr telefonieren. Er habe Kunden zu bedienen. Auch Heike Hobbold und Carola Brenig sind kurz angebunden. Die Rossschlachter haben deutlich mehr zu tun als sonst.
Seit dem Pferdefleisch-Skandal bleiben die Kunden bei ihnen nicht etwa aus – es kommen sogar mehr. „Das hat uns auch gewundert“, sagt Hobbold. Die Menschen seien offenbar neugierig geworden.
„Das ist wie im Weihnachtsbetrieb“, schwärmt Brenig, die eine Rossschlachterei in Recklinghausen führt. Als der Skandal auf dem Höhepunkt war, habe sie gemerkt, dass mehr Kunden kommen. Seitdem verkauft sie gut doppelt so viele Würste, Filets und Steaks wie sonst.
Brenig glaubt, dass ihre Produkte auch wegen der Medienberichte plötzlich so beliebt sind. Schließlich wurde auch immer wieder über vorbildliche Pferdemetzger geschrieben. Auch über Brenig und ihren Laden wurde schon berichtet.
Trotzdem scheint es paradox, dass gerade jetzt mehr Pferdefleisch verkauft werden soll. Schließlich ging es um Verbraucher-Betrug, billige Fertigprodukte und falsch deklarierte Ware – all das unter dem Namen „Pferdefleisch-Skandal“.
Für Christine Hepp von der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing ist das Interesse an Pferdefleisch verständlich: „Mediale Berichterstattung weckt unterschwellige Bedürfnisse“, erklärt die Marketing-Expertin. Menschen hätten schon beim Einkaufen Produkte im Kopf, die sie als positiv einstuften.
Allerdings gebe es hier zwei Lager: Diejenigen, die Pferdefleisch gern einmal probieren wollten und die, die sich angeekelt wegdrehten. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie würden 42 Prozent der Deutschen bei klarer Kennzeichnung Pferdefleisch kaufen. Für den Deutschen Fleischer-Verband eine realistische Einschätzung.
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