Raumfähre Atlantis ins All gestartet

8.7.2011, 19:04 Uhr
Raumfähre Atlantis ins All gestartet

© dpa

Mit seinem letzten Start ins Weltall hat der Space Shuttle „Atlantis“ am Freitag eine Zeitenwende in der Raumfahrt eingeleitet. Der Orbiter hob ungeachtet dunkler Wolken am Himmel mit leichter Verspätung um 17:29 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral (Florida) ab. Vier Astronauten an Bord bringen nun Ausrüstung und Verpflegung zur Internationalen Raumstation ISS. Ihre knapp zweiwöchige Reise beendet für bislang unabsehbare Zeit die Ära der bemannten Raumfahrt in den USA.

Die Raumfahrtbehörde Nasa sprach von einem „problemlosen Start“. Allerdings musste der Countdown kurz vor dem geplanten Abflug um 17:26 Uhr unterbrochen werden, weil kurzzeitig befürchtet wurde, dass sich ein Haltearm nicht komplett von der „Atlantis“ gelöst hatte. Die Entwarnung kam rechtzeitig, bevor sich das zehnminütige Startfenster wieder schloss. Schließlich schob sich der Flieger schnurgerade auf einer Säule aus Flammen und Rauch in den Orbit.

Der lang angekündigte Flugtermin hatte bis zuletzt wegen des schlechten Wetters gewackelt. Feuchtes Tropenwetter aus der Karibik hatte dicke Wolken über die Atlantikküste in Florida geschoben, die auch am Freitag den Himmel verdunkelten und einen Flug beinahe zu unsicher gemacht hätten. Die Startchancen lagen bis zuletzt nur bei 30 Prozent – doch pünktlich zum Abflug klarte es ausreichend auf. Hunderttausende Schaulustige in der Region um das Kennedy Space Center wurden Zeugen des historischen Shuttle-Starts. Einige waren um den halben Globus gereist, um dem bewegenden Moment beiwohnen zu können.

Schon in den Vortagen hatten sich Fans an den umliegenden Stränden die Plätze mit der besten Sicht auf den Himmel über dem Weltraumbahnhof gesichert. Ein Bilderbuchstart blieb ihnen verwehrt, zu schnell verschwand der Shuttle hinter den tief hängenden Wolken. Bereits am Donnerstagabend waren etwa in der 40.000 Einwohner zählenden Stadt Titusville die Campingplätze, Rasenflächen und Betonparkplätze von Supermärkten mit Zelten und Wohnmobilen übersät. Tausende fanden keinen Ort zum Übernachten und mussten die regnerische Nacht im Auto oder im Freien auf Stühlen sitzend verbringen. Der Straßenverkehr stockte früh morgens, vor dem Start ging auch auf den Highways gar nichts mehr.

Während der wochenlangen Vorbereitung auf den Abschiedsflug hatte sich die „Atlantis“ in technischer Topform gezeigt, wie selten ein Shuttle zuvor. Ihre letzte Reise beschließt nicht nur das Ende des Shuttle-Programms nach drei Jahrzehnten, sondern sie besiegelt auf bislang unabsehbare Zeit das Ende der bemannten Raumfahrt in den USA. Ziel der 135. Shuttle-Mission ist es, einen Jahresvorrat von mehr als 3,8 Tonnen Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen zur ISS zu bringen. Zudem soll eine neue Methode getestet werden, Satelliten im Weltall von Robotern betanken zu lassen.

Als weiteres Experiment ist geplant, mit neu entwickelten Plastikbehältern menschliches Urin in Trinkwasser zu verwandeln. Außerdem wollen die Astronauten eine schwergewichtige defekte Kühlpumpe von der ISS mit nach Hause bringen – ein Transportvorhaben, das ohne Shuttle künftig nicht mehr möglich sein wird.

Nach der „Atlantis“-Rückkehr, die für den 20. Juli vorgesehen ist, verfügen die USA mindestens für mehrere Jahre über keine Weltraumvehikel, die Astronauten ins All befördern können. Die Nasa ist dann für ihre Astronauten auf Mitfluggelegenheiten in den russischen „Sojus“-Kapseln angewiesen. Große Fracht aus dem All kann künftig überhaupt nicht mehr zur Erde zurückgebracht werden.

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