Weiterer Zeuge?

Seit Jahren Gerüchte: Wolfsmensch in Deutschland - gibt es nun den Fotobeweis?

Stefan Besner

Online-Redaktion

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24.8.2023, 17:02 Uhr
Während in der Popkultur a la Hollywood meist ein Biss durch einen anderen Werwolf die Ursache dafür ist, das Tier im Menschen zu wecken, gingen in den meisten Sagen Männer einen Pakt mit dem Teufel ein. (Symbolbild)

© imago images/Design Pics, NNZ Während in der Popkultur a la Hollywood meist ein Biss durch einen anderen Werwolf die Ursache dafür ist, das Tier im Menschen zu wecken, gingen in den meisten Sagen Männer einen Pakt mit dem Teufel ein. (Symbolbild)

"Der Tag der Bestie wird kommen... Die Bestie wird sich zeigen!" Was das Monster aus Loch Ness in Schottland, der Yeti in Tibet oder der Bigfoot in Nordamerika, das ist der Wolfsmensch für den Harz. Seit Jahren treibt die viktorianische Schauergestalt ihr Unwesen in den finsteren Wäldern rund um Blankenburg - angeblich. Wir haben uns auf die Fährte der Bestie begeben, die weder Mensch noch Tier ist, jedenfalls auf dem Papier; und von der es nun sogar Fotos gibt. Selbstredend in einer Qualität, die jeden Ufo-Fanatiker vor lauter Begeisterung seinen Aluhut in die Luft werfen ließe.

Hilfe, hier läuft ein Wolfsmensch herum!

Wie die "Volksstimme" berichtet, müsse die Freiwillige Feuerwehr Blankenburg immer wieder ins Waldgebiet Heers ausrücken, um dort kleine, illegale Lagerfeuer zu löschen. Im März ging demnach ein Anruf bei der Polizei ein, in dem von einer "Stichflamme" im Wald und einem "Wolfsmenschen" die Rede war. Das Phänomen um den vermeintlich lykanthropen Eremiten nervt die örtlichen Behörden schon seit rund fünf Jahren. Es gebe Sichtungen eines Menschen im Wolfspelz oder Wolfskostüm und Gerüchte, dass einer offenbar die Waldeinsamkeit der Zivilisation vorzieht.

Unter Berufung auf die "Bild", kam es nun, wozu es früher oder später kommen musste: Maler Tobi und Freundin Gina erbrachten den letzten Beweis! Der Wolfsmensch, er existiert! Wirklich! In gerade einmal zehn Minuten gelang es den beiden Hobbyschnappschussjägern, mit einem modernen Smartphone die unscharfe Aufnahme einer dunklen, nicht genauer zu erkennenden Silhouette mit einem Stock in der Hand im Hintergrund einzufangen, während im Vordergrund - vermutlich zum Zwecke der Verifizierung - ungefähr ein Drittel des Bildes vom Arm des Fotografen verdeckt wird. Bei solch geballter Kompetenz ist es dann auch kein Wunder, dass die "Bild" titelte: "Jetzt taucht der erste Fotobeweis auf!"

Zwar gibt es bekanntlich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit sich träumen lässt, dass es sich bei dem Harzer Wolfsmenschen tatsächlich um das handelt, was das Wort so bedeutungsschwanger suggeriert, bleibt zu bezweifeln. Vermutlich steckt nicht mehr hinter der Geschichte als hinter anderen urbanen Mythen, von denen es so viele gibt, wie der Mensch Einbildungskraft besitzt. Gefahr scheint von dem Einsiedler jedenfalls keine auszugehen - mit oder ohne Wolfspelz.

Der Mythos des Werwolf aka Wolfsmensch

Ein Werwolf ist ein Mensch, der sich in eine wilde Bestie in Wolfsgestalt verwandeln kann. Der Mythos geht weit in der Geschichte zurück und findet sich in Sagen wie Religion wieder. Selbst in Höhlenmalereien und Skulpturen wie z. B. dem Mann mit Löwenkopf findet sich die Vorstellung von menschlichen Zwitterwesen wieder. Die älteste schriftliche Werwolf-Überlieferung ist im Gilgamesch-Epos tradiert. Dort wird ein Schäfer von einer Göttin in einen Wolf verwandelt. Das Wort Lykanthropie leitet sich vom griechischen König Lykaon ab. Weil er dem Göttervater Zeus Menschenfleisch kredenzte, reagierte der recht ungehalten und verwandelte Lykaon in einen Wolf.

Während in der Popkultur a la Hollywood meist ein Biss durch einen anderen Werwolf die Ursache dafür ist, das Tier im Menschen zu wecken, gingen in den meisten Sagen Männer einen Pakt mit dem Teufel ein. Der alte Versucher stattet sie anschließend mit einem Gürtel aus Wolfsfell aus, mit dessen Hilfe die Verwandlung möglich ist.

Berühmte Werwolf-Fälle in der Geschichte

Im Zuge der Hexenverfolgungen wurden auch zahlreiche Männer, vor allem Hirten, als Werwölfe angeklagt und hingerichtet. Der bekannteste Prozess ist der Fall des Bauern Peter Stubbe aus dem Rheinland anno 1589. Er soll mindestens 16 Menschen ermordet haben und sich teils an ihnen vergangen haben. Außerdem wurden ihm Vergewaltigungen, Kannibalismus sowie Inzest zur Last gelegt. Stubbe wurde laut "duepublico2.uni-due" verurteilt, auf ein Rad geflochten und das Fleisch wurde ihm mit glühenden Zangen von den Knochen gerissen. Man hackte ihm Arme und Beine ab, bevor man ihn köpfte und seine Überreste auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Noch heute heißt der Werwolf in der Gegend bei Köln Stüpp.

Ein weiterer berühmter Werwolf-Fall ist die Mordserie der Bestie des Gévaudan. Zwischen 1764 und 1767 fielen ihr rund 100 Kinder, Jugendliche und Frauen zum Opfer. Bis heute ranken sich Mythen und Theorien um den Fall und um welche Art von Tier es sich bei der Bestie gehandelt haben könnte. Die Spekulationen reichen von einem großen Wolf über eine Hyäne bis hin zu einem Löwen. Die Geschichte der Bestie vom Gévaudan wurde unter anderem in "Pakt der Wölfe" verfilmt.