Studie: "Coole" Väter zeugen schlanke Nachkommen

12.7.2018, 19:48 Uhr
Spermien auf dem Weg zur Eizelle. In Ihnen ist vermutlich eine zentrale Information gespeichert, die darüber entscheidet, wie leicht der Nachwuchs im weiteren Lebensverlauf zu Übergewicht neigt.

© Colourbox Spermien auf dem Weg zur Eizelle. In Ihnen ist vermutlich eine zentrale Information gespeichert, die darüber entscheidet, wie leicht der Nachwuchs im weiteren Lebensverlauf zu Übergewicht neigt.

Die Ergebnisse der Untersuchung legen nahe, dass übergewichtige Menschen die Ursache für ihre überflüssigen Pfunde nicht mehr nur in ihrem Essverhalten oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen suchen müssen. Schuld an den hohen Zahlen auf der Waage könnte auch der Vater sein. Vielleicht waren dessen Spermien beim Zeugungsakt einfach zu warm. Dann nämlich steigt das Risiko des Kindes, während seines Lebens übergewichtig zu werden. Das hat ein Forscherteam der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich um den deutschen Chemiker und Gesundheitswissenschaftler Christian Wolfrum herausgefunden.

Die Forscher hatten sich die Frage gestellt, welche Mechanismen dazu führen, dass Menschen "gutes", braunes Fettgewebe produzieren. Dieses Gewebe verbrennt besonders viele Kalorien, senkt den Blutzuckerspiegel und erzeugt Körperwärme. Wer also viel braunes Fettgewebe besitzt, wird seltener dick. Menschen, die einen hohen Anteil an weißem Fettgewebe haben, müssen dagegen häufiger mit ungeliebten Rundungen kämpfen. Die Wissenschaftler wollten daher herausfinden, warum manche Menschen viel braunes Fettgewebe haben und andere nicht.

Experiment mit Mäusen brachte den Durchbruch 

Ein erster Hinweis ergab sich aus der Auswertung von 8400 computertomographischen Fotos erwachsener Menschen. Dabei zeigte sich eine interessante Korrelation: Patienten, die im Winterhalbjahr gezeugt wurden, hatten einen deutlich höheren Anteil an braunem Fettgewebe als Patienten, die im Sommerhalbjahr gezeugt wurden. Die Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen waren statistisch signifikant. Aber ist die Jahreszeit der Zeugung und damit die vorherrschende Temperatur wirklich die Ursache für den hohen Anteil an braunem Fettgewebe, oder handelt es sich nur um einen zufälligen Zusammenhang?

Um diese Frage zu klären, ließen die Wissenschaftler zwei Gruppen von Mäusen Nachkommen zeugen. Die eine Gruppe lebte einige Zeit bei warmen 23 Grad, die zweite Gruppe musste bei kühlen acht Grad ausharren. Die Mäuse beider Gruppen vollzogen anschließend den Geschlechtsakt. Das Ergebnis: Nachkommen von Männchen, die sich einige Tage in kühler Umgebung aufgehalten hatten, bildeten signifikant mehr braunes Fettgewebe als Sprösslinge von Männchen, die vor der Zeugung im Warmen waren. Erwartungsgemäß entwickelten die jungen Mäuse mit viel braunem Fettgewebe auch seltener Übergewicht. Die Umgebungstemperatur der Weibchen war übrigens völlig unerheblich. 

Im Schnee wälzen bringt nichts 

Die Studie legt also nahe: "Kühle" Väter produzieren schlanke Kinder. Das passt zu Ergebnissen früherer Untersuchungen, wonach Menschen, die in kalten Regionen der Erde leben über besonders viel braunes Fettgewebe verfügen. Was also tun als werdender Vater? Vor dem Schäferstündchen Eisbaden gehen oder sich mal ordentlich im Schnee wälzen?

Eher nicht, meint der Leiter des Forschungsteams Christian Wolfrum. "Bevor wir solche Ratschläge geben, müssen wir die Abläufe im menschlichen Körper noch genauer untersuchen." Außerdem reiche ein kurzes Eisbaden vermutlich nicht aus. "Wahrscheinlich muss man längere Zeit kalten Temperaturen ausgesetzt sein, damit sich diese Information auf die Spermien überträgt", erklärt Wolfrum auf der Homepage der ETH Zürich.

 

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