Trump geht, aber der Trumpismus bleibt

12.1.2021, 20:07 Uhr
Die Tage von Donald Trump als US-Präsident sind bald gezählt.

© MANDEL NGAN, AFP Die Tage von Donald Trump als US-Präsident sind bald gezählt.

Man muss nur nach Arizona blicken, einem Bundesstaat, der lange Zeit eine republikanische Bastion war. In 72 Jahren gewann nur einmal ein demokratischer Kandidat, Bill Clinton, den Grand-Canyon-Staat, und auch das nur, weil 1996 Ross Perot als Drittkandidat antrat und dem Republikaner Bob Dole wichtige Stimmen abnahm. Und dieses Jahr war alles anders. Arizona wurde ein Swing State, der am Ende das Gesamtwahlergebnis mitentschied. Joe Biden gewann Arizona. Und nicht nur das, auch die beiden Senatoren Arizonas sind fortan Demokraten.

Doch diese Wahlpleite führt bei den Republikanern in Arizona nicht dazu in sich zu gehen, eine umfassende Wahlanalyse zu unternehmen, Selbstkritik zu äußern. Nein, die Konservativen bleiben bei ihrer Anschuldigung, die Stimmabgabe sei manipuliert worden. Die beiden Arizona Abgeordneten Andy Biggs und Paul Gosar waren in der vergangenen Woche treibende Kräfte im Kongress, das Wahlergebnis ihres Bundesstaates zu eliminieren, wohlgesagt nur bei der Präsidentschaftswahl.

Dazu werden Trump Gegner in den eigenen Reihen ausgemacht und beschuldigt, für die Niederlage verantwortlich zu sein. So soll die Witwe von John McCain, Cindy McCain, dafür abgestraft werden, dass sie “Gay Marriage” unterstützt und “verfassungswidrig” Joe Biden zu seinem Wahlsieg gratuliert habe. Auch wird erklärt, dass John McCain gar nicht ein so großer Kriegsheld war und vielmehr fehlerhaft seinen Militärdienst abgeleistet hatte.

Kein Einzelfall

McCain ist nicht die einzige Republikanerin, die nun ihr Trumpsches Fett abbekommt. Auch der frühere Senator Jeff Flake und Mitt Romney, der sehr beliebt bei den Mormonen im Norden des Bundesstaates ist, wird angeprangert. Beide sind ausgemachte Trump-Gegner, die sich zu Wort meldeten und Joe Biden als rechtmäßigen Präsidenten anerkennen.

Cindy McCain und Jeff Flake sollen nun ganz offiziell auf einer Parteiveranstaltung Ende Januar abgestraft werden. Was das heißt, ist noch nicht klar, doch das, was derzeit in Arizona passiert, ist kein Einzelfall. Noch immer steht eine Mehrheit der gewählten Republikaner im Kongress zu Donald Trump. Online verteidigen sie ihn und seine “Erfolge”. Viele der Trump-Posaunisten haben schlichtweg Angst davor, ihre Wiederwahl in zwei Jahren zu gefährden. Denn das Abgeordnetenhaus in den USA, anders als in jeder anderen westlichen Nation, wird alle zwei Jahre neu gewählt. Nach dem Wahl bedeutet da vor dem Wahl. Und die Trump Basis ist derzeit mehr als laut, fordert Konsequenzen für alle Abtrünnigen und, wie sie es nennen, “Never-Trumpers” in den eigenen Reihen. Noch ist unklar, wie sich Donald Trump nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus verhalten wird.

Medien machen Stimmung

Unterdessen machen konservative Medien mobil. Die bekannten “Talking Heads” auf Fox News, wie Sean Hannity, Tucker Carlson und Laura Ingraham, stehen zu Trump. One America News (OAN) und Newsmax bleiben auch weiterhin auf Trump-Kurs und in den sozialen Medien versuchen die Trump-Jünger, neue Alternativen zu Twitter und Facebook zu finden. Trump geht, aber der Trumpismus bleibt. Amerika steckt knietief in der demokratischen Krise.

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