Sicherheitsmängel bei 737-Linie

US-Flugzeugbauer Boeing: Whistleblower stirbt plötzlich

Andrea Munkert

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5.5.2024, 09:33 Uhr
Eine Boeing 737-Max: Mehrere Whistleblower hatten die Sicherheitsmängel beim US-amerikanischen Flugzeugbauer publik gemacht (Symbolbild).

© Ted S. Warren/AP/dpa Eine Boeing 737-Max: Mehrere Whistleblower hatten die Sicherheitsmängel beim US-amerikanischen Flugzeugbauer publik gemacht (Symbolbild).

Erst Mitte April hatte Joshua Dean, ein ehemaliger Qualitätsprüfer bei einem Boeing-Zulieferer, Bedenken über die Sicherheit des 737-Max-Jets geäußert, jetzt ist er tot. "Unsere Gedanken sind bei der Familie von Josh Dean", teilte das Unternehmen Spirit AeroSystems mit, das Flugzeugteile für Boeing herstellt. "Dieser plötzliche Verlust ist eine erschütternde Nachricht für uns und für seine Angehörigen."

Dean hatte im Rahmen einer Klage von Spirit-Aktionären eine eidesstattliche Erklärung abgegeben und außerdem eine Beschwerde bei der Federal Aviation Administration (FAA) eingereicht: Darin, so berichtet es die "Seattle Times" prangerte der 45-Jährige "schwerwiegendes und grobes Fehlverhalten des leitenden Qualitätsmanagements der 737-Produktionslinie" bei Spirit an.

Vor etwas über zwei Wochen wies Dean Atemprobleme auf und kam mit einer Lungenentzündung und einer MRSA, einer heftigen bakteriellen Infektion, ins Krankenhaus, berichtet die "Seattle Times" und beruft sich auf Deans Tante Carol Parsons.

Dean ist nicht der erste tote Whistleblower, der mit dem Skandal um Sicherheitsmängel bei Boeing in Verbindung steht. Erst im März verstarb ein anderer Boeing-Whistleblower: John Barnett erlag Medienberichten zufolge einer selbst zugefügten Wunde. 2019 berichtete Barnett in einem Gespräch mit der "New York Times" von metallischen Spänen, die über der Verkabelung der Flugsteuerung hingen und bei Eindringen in die Kabel "katastrophale" Schäden hätten verursachen können. Er warf dem Management vor, seine Beschwerden ignoriert und ihn in einen anderen Bereich der Fabrik versetzt zu haben.

Wie die "FAZ" berichtet, soll wiederum Joshua Dean in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" Anfang des Jahres gesagt haben, dass er während der Corona-Pandemie entlassen worden sei. Bei seiner Rückkehr im Mai 2021 habe sein Arbeitgeber "Spirit" viele erfahrene Mechaniker und Qualitätsprüfer verloren. Er sei später gekündigt worden, als er auf falsche gebohrte Löcher in den Rümpfen aufmerksam gemacht habe.

Damals wies ein Unternehmenssprecher die Behauptungen in der Aktionärsklage entschieden zurück. Dean hatte eine Beschwerde beim Arbeitsministerium eingereicht, in der er anklagte, seine Kündigung sei eine Vergeltungsmaßnahme, weil er Sicherheitsbedenken geäußert habe. Das berichtet die "Seattle Times".

Die Sicherheitsbilanz und die Arbeitsplatzkultur von Boeing werden nach einer Reihe von öffentlichkeitswirksamen Problemen in der Qualitätskontrolle genau unter die Lupe genommen. Darunter fällt ein fast katastrophaler Vorfall am Himmel Anfang des Jahres. Ein Zwischenfall auf einem Flug der "Alaska Airlines" führte dazu, dass die Aufsichtsbehörde FAA ein vorübergehendes Flugverbot für 171 Flugzeuge zur Inspektion anordnete, während internationale Fluggesellschaften ihre Flieger kurzzeitig aus dem Verkehr zogen.

Erst im vergangenen Monat äußerte sich ein weiterer Whistleblower, Sam Salehpour, vor dem US-Kongress zu den Sicherheitsmängeln, vor allem bei den Linien 787 und 777. Er beklagte eine "fehlende Sicherheitskultur" beim Flugzeugbauer und behauptete, Mitarbeiter, die darauf aufmerksam machten, würden "ignoriert, marginalisiert, bedroht und Schlimmeres". Nachdem er mit seiner Kritik an die Öffentlichkeit gegangen war, sorgte er sich öffentlich darüber, Opfer eine Gewalttat werden zu können.

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