Was Donald Trump von Pippi Langstrumpf gelernt hat

20.10.2020, 08:28 Uhr
Donald Trump bastelt sich die Welt gerne so, wie es für ihn am besten passt.

© Ross D. Franklin (dpa) Donald Trump bastelt sich die Welt gerne so, wie es für ihn am besten passt.

Donald Trump lebt in seiner eigenen Welt. Gerade habe ich hier in Oakland was zu Mittag gegessen, dabei den rechts von FoxNews Trump-Sender OAN eingeschaltet, der eine Trump Veranstaltung in Prescott, Arizona, übertrug. Trump ist nicht mehr zu stoppen, er hält sich mit nichts mehr zurück, spricht davon, dass Joe Biden (!) die USA auf sozialistischen Kurs bringen, die Steuern für alle um das Vierfache erhöhen, den Amerikanern ihre Knarren wegnehmen, die Grenzen öffnen will.

Es ist ihm egal, ob all das, was er da sagt schlichtweg gelogen ist. Trump meint, wenn er eine Lüge nur oft genug wiederholt, dann ist sie wahr. Und seine Fans jubeln ihm zu und teilen begeistert diese Unwahrheiten als Tatsachen. Immerhin hat sie ja der Präsident gesagt. “Four more years” schreien sie nicht nur in Arizona.

Gerne betont er, dass er alles für die Veteranen unternimmt. Sie beschützt. ihnen hilft, das Land für ihren Dienst dankbar sein muss. Er erzählt und wiederholt da dieselbe Geschichte, dass er seinen Mitarbeitern vorgeschlagen habe, dass Veteranen, die nicht gleich eine Behandlung bei Militärärzten bekommen, umgehend zu privaten Ärzten gehen können, um dort behandelt zu werden. Trump: “Wir übernehmen dafür die Rechnung, habe ich ihnen gesagt. Wie genial! Und ich fragte sie, ‘wie gut ist das?’. Und sie antworteten mir, ‘Sir, wir versuchen das bereits seit 44 Jahren’”.

Einziges Problem bei dieser Geschichte ist, die oft von ihm erzählt wurde, Barack Obama hat genau dieses Gesetz, den “Veterans Choice Act”, 2014 unterzeichnet. Trump hat in seiner Amtszeit lediglich die Verlängerung des Gesetzes angewiesen. Aber #45 lügt und lügt und lügt und glaubt dann, dass aus seiner Lüge die Wahrheit geworden ist, wenn er sie auf Dutzenden von Massenveranstaltungen immer wieder erzählt und das Publikum ihm begeistert zujubelt.

Er verkauft sein Image, der erfolgreiche Investor und Bauunternehmer, der “Dealmaker”, der “Outsider in Washington”, der Superreiche. Trump spielt sich selbst in diesem Leben und auch vor der Kamera. In zahlreichen Fernsehshows und Hollywoodspielfilmen tauchte er auf - als Donald Trump. Von “Sex and the City”, “The Jeffersons” und “The Nanny” bis zu “Home Alone 2”, “Wall Street” und “Zoolander”. Und dann ist da auch “The Apprentice”, die Reality TV Show, die Donald Trump zu Präsident Donald Trump werden ließ. Denn hier konnte er Woche für Woche sein Image der Fernsehnation präsentieren. Der erfolgreiche Businessman, der Amerika wie ein, wie sein Business leiten wollte.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer glaubten seine Geschichte, genauso wie die Wählerinnen und Wähler, die für ihn stimmten. Trump ist ein Blender, der etliche Unternehmen und Projekte gegen die Wand fuhr. Seine Kasinos in Atlantic City, seine Airline, seine eigene Football League, seine Trump University und viele mehr. Und es heißt, Trump habe über 200 Millionen Dollar an Schulden. Wer die Gläubiger sind, ob im In- oder Ausland, ist bislang nicht bekannt. Von erfolgreich kann man da nicht reden. Doch Trump pflegt sein Image, auch wenn die Fakten ganz eindeutig ein anderes Bild darbieten. Schon oft musste ich beim Schreiben über Donald Trump an diese Textzeile von Pippi Langstrumpf denken: Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt. War das bei Pippi eine Welt voller mitreißender Abenteuer, ist es bei Donald Trump zu einer Reise ans Ende der Welt geworden. Noch ist unklar, was danach auf Amerika wartet.

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