Ein "religiös bedeutsames Ereignis"

Weil sie die Sonnenfinsternis sehen wollen: Sechs Häftlinge verklagen Knast

Andrea Munkert

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5.4.2024, 17:47 Uhr
Weil sie die Sonnenfinsternis sehen möchten, haben sechs Häftlinge in den USA das Gefängnis verklagt, in dem sie einsitzen (Symbolbild aus 2020).

© Natacha Pisarenko, dpa Weil sie die Sonnenfinsternis sehen möchten, haben sechs Häftlinge in den USA das Gefängnis verklagt, in dem sie einsitzen (Symbolbild aus 2020).

Sechs Insassen eines Gefängnisses in Woodbourne im US-Bundesstaat New York haben Klage gegen die Justizbehörde eingereicht, um am kommenden Montag, 15. April, die totale Sonnenfinsternis sehen zu können. Das berichten mehrere internationale Medien.

Die Verfügung, während des Ereignisses in ihrer Zelle bleiben zu müssen, verletze ihr Grundrecht, ihren Glauben auszuleben, heißt es in der Anklageschrift. Bei der Sonnenfinsternis handle es sich um ein "religiös bedeutsames Ereignis", dem sie beiwohnen wollen. Interessanter Aspekt: Unter den Klägern finden sich ein Baptist, ein Muslim, ein Adventist, zwei Angehörige der Santería-Religion, die viele Anhänger auf Kuba hat, und ein Atheist.

Als Ansatz für die Klage führen sie an, dass nach der Kreuzigung Jesu und dem Tod des Sohnes des Propheten Mohammed in den entsprechenden religiösen Texten ein Ereignis beschrieben werde, welches einer Sonnenfinsternis ähnele. Die bevorstehende Sonnenfinsternis sei daher einen Anlass für Gläubige, um "zusammenzukommen, zu feiern, zu beten". Überhaupt sei es auch für Atheisten eine Gelegenheit, Wissenschaft und Atheismus zu feiern.

Der Atheist hatte der Klageschrift zufolge bereits die Erlaubnis erhalten, sich die Sonnenfinsternis anzusehen. Anschließend wurde jedoch für alle Gefängnisse im Bundesstaat New York beschlossen, dass am Tag der Sonnenfinsternis dieselben Regeln gelten sollen wie am Feiertag: Zwischen 14 und 17 Uhr müssen die Häftlinge in ihren Zellen bleiben. Allerdings: Die Sonnenfinsternis soll in New York gegen 15.15 Uhr sichtbar sein.

Erfolgreich argumentiert

Als die anderen fünf Insassen dieses Recht aus religiösen Gründen auch für sich beanspruchen wollten, wurde das Gesuch abgelehnt - und sie entschieden sich, zu klagen. Mit Erfolg: Während alle anderen in ihren Zellen bleiben müssen, sind die sechs Kläger beim Spektakel am Himmel dabei. Der Staat New York habe unter anderem nicht ausreichend argumentiert, worin das Sicherheitsrisiko liege. Wenn abends die Sonne untergehe, sei es auch für eine kurze Zeit schon dunkel, in der sich Insassen oftmals noch in den Freibereichen befänden.

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