Sprichwort

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst: Herkunft und Bedeutung

Simone Madre

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21.12.2022, 09:35 Uhr
"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" erinnert an das Mittelalter.

© Jens Büttner, dpa "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" erinnert an das Mittelalter.

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An der Supermarktkasse drängelt sich eine Frau vor. Der Verkäufer weist die Kundin mit den Worten "Bitte hinten anstellen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", zurecht. Doch was meint der Verkäufer eigentlich damit? Hier wird erklärt, was es mit dem Spruch auf sich hat.

Woher kommt eigentlich das Sprichwort? "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" erinnert an das Mittelalter. Dort mussten sich die Bauern mit ihrem Getreide bei den Mühlen anstellen, wenn sie ihr Korn gemahlen haben wollten. Wer zuerst an der Mühle erschien, konnte sein Korn dementsprechend auch als Erstes mahlen. Aus diesem Sachverhalt entwickelte sich schließlich der Satz "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst".

Erstmals wurde das Sprichwort als eine Norm im Sachsenspiegel bekannt. Dabei handelte es sich um eine Sammlung von Rechtsprinzipien, welche Eike von Repkow zwischen 1220 und 1235 aufschrieb. In den Prinzipien ging es um die rechtlichen Gesetzmäßigkeiten – darunter: "wer zuerst kommt, mahlt zuerst".

Auf den ersten Blick wirkt es vielleicht absurd, die Rangfolge an einer Mühle festzulegen. Früher galten jedoch andere Prinzipien als heute und es war keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen gleich behandelt werden.

Damals existierten sogenannte "Herrenmühlen", bei denen die Fürsten tatsächlich Vorrang erhielten. Dazu gab es die "Kunden-Mühlen", bei denen die Redensart "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" galt. An dieser besagten Mühle durfte sich niemand aufgrund seines Standes vordrängeln. Dies bedeutet, dass beispielsweise ein Bauer, der zuerst an der Mühle war, den Vorrang vor einem Fürsten erhielt. Der Fürst musste dann warten, bis er an der Reihe war.

Beispiele:

  1. Beim Bäcker gibt es heute ein Angebot "Ein Kuchenstück geschenkt, beim Kauf von fünf Brötchen – Nur solange der Vorrat reicht". Auf die Nachfrage eines Kunden entgegnet der Bäckereifachverkäufer "Tut mir leid, aber wir haben leider keinen Kuchen mehr. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Kommen Sie morgen wieder, dann haben wir ein neues Angebot".
  2. Fußball- oder Konzerttickets sind häufig vergriffen und schnell ausverkauft. Auch hier gilt die Devise "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Wer schnell ist, kann sich die Karten direkt beim Verkaufsstart sichern.

Das Sprichwort ist simpel und selbsterklärend. Mit der Aussage drückt man aus, dass jemand, der als Erster beziehungsweise vor anderen Menschen an einen bestimmten Ort kommt, auch dementsprechend als Erster etwas machen darf. Derjenige, der zu spät kommt, muss entweder warten oder geht sogar leer aus.

Bei vielen Menschen ist das Sprichwort "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" fest im Wortschatz verankert. Doch was ist überhaupt ein Sprichwort? Ein Sprichwort ist ein kurz gefasster, einprägsamer und meist lehrhafter Satz, welcher eine sich wiederholende Erfahrung zum Ausdruck bringt. Natürlich kann auch "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" eine Lehre ausdrücken. Es handelt sich somit um ein beliebtes Sprichwort.

Um die gleiche Botschaft und die Tugend der Pünktlichkeit zu vermitteln, können unterschiedliche Redensarten verwendet werden. Mit diesen Sprichwörtern wird sinnbildlich dasselbe ausgedrückt:

  • "Der frühe Vogel fängt den Wurm"
  • "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"
  • "Immer schön der Reihe nach"

Nicht nur in der deutschen Sprache, sondern auch im Englischen gibt es ähnliche Sprichwörter mit vergleichbarer Aussage. Beispiele dafür sind:

  • "First come, first served"
  • "The early bird gets the worm"
  • "Early to bed and early to rise makes a man healthy, wealthy and wise”
  • "You snooze, you lose”
  • "Those who comes too late will be punished by life”

Andere bekannte Sprichwörter sind:

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