Wissenschaftler der FAU: Zeitumstellung macht unzufrieden

28.3.2015, 06:00 Uhr
Wissenschaftler der FAU: Zeitumstellung macht unzufrieden

© Ralf Hirschberger/dpa

Wirtschaftswissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben die Auswirkungen der Zeitumstellung erforscht und ihre Erkenntnisse in einer in diesem Jahr veröffentlichten Studie zusammengefasst. 

Herr Kühnle, warum sind wir nach der Zeitumstellung unzufriedener?

Daniel Kühnle: Die Zeitumstellung wurde unter anderem eingeführt, damit es abends länger hell ist – dann, wenn wir von der Arbeit kommen. Die Sommerzeit wirkt sich aber auch negativ aus: Zum einen fehlt vielen Menschen nach der Zeitumstellung eine Stunde Schlaf, was kurzfristig die Stimmung und Aufmerksamkeit beeinflussen kann. Darüber hinaus benötigt der Körper etwas Zeit, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Um diesen „Mini-Jetlag“ zu überwinden, benötigen die meisten Menschen ein paar Tage. Genau das finden wir auch in unserer Studie, und zwar, dass die Lebenszufriedenheit in der Mitte der Woche nach der Zeitumstellung ihren Tiefpunkt erreicht und sich dann almählich wieder erholt.
 
Trifft es die Langschläfer schlimmer als die Frühaufsteher?

Daniel Kühnle: Dazu können wir mit unserer Studie nichts Genaues sagen, da wir Früh- und Langschläfer in den Daten nicht identifizieren können. Dennoch haben wir untersucht, ob unterschiedliche Gruppen anders betroffen sind. So wäre zum Beispiel zu erwarten, dass berufstätige Eltern von kleinen Kindern viele Zeitrestriktionen haben, bedingt durch Beruf und Betreuungspflichten, und daher stärker auf die Umstellung reagieren als zum Beispiel nicht erwerbstätige Menschen ohne Kinder. Genau dieses Muster finden wir auch in den Daten wieder.



Was können wir tun, um die Folgen der Zeitumstellung zu lindern?

Daniel Kühnle: Wir plädieren für mehr zeitliche Flexibilität, vor allem am Arbeitsplatz, um betroffenen Menschen die Umstellung zu erleichtern. Als Beispiel wäre zu nennen, keine wichtigen Termine in die Morgenstunden nach der Zeitumstellung zu legen oder nach Absprache eine Woche Gleitzeit zu gewähren.
 
Ist nach einer Woche alles wieder beim Alten?

Daniel Kühnle: Für einige Gruppen ändert sich wenig, wie zum Beispiel für nicht erwerbstätige Erwachsene ohne Kinder. Für diese Gruppe ist im Durchschnitt bereits in der Woche der Zeitumstellung alles beim Alten. Für die Gruppen, die am stärksten reagieren, kehrt die Lebenszufriedenheit aber auch in der zweiten Woche nach der Umstellung zum Ausgangsniveau zurück.
 
Sollte die Sommerzeit abgeschafft werden?

Daniel Kühnle: Soweit würden wir mit unserer Studie nicht gehen, da wir nur einen Teilaspekt der Folgen der Zeitumstellung betrachten. Um den Nettoertrag der Zeitumstellung evaluieren zu können, benötigt man eine volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung. Diese Rechnung kann unsere Studie nicht erbringen, dennoch liefert sie einen Beitrag zu den kurzfristigen Kosten gemessen an der Lebenszufriedenheit.
 

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