Bundesregierung: Spahns positiver Corona-Test und die Folgen

22.10.2020, 14:06 Uhr
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Aber was hat das für Folgen?

© Frank Rumpenhorst, dpa Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Aber was hat das für Folgen?

Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Angesichts der steigenden Infektionszahlen im Lande konnte man damit rechnen, dass früher oder später irgendwann auch ein Mitglied der Bundesregierung positiv auf das Coronavirus getestet werden würde. Dass es ausgerechnet der fachlich zuständige Gesundheitsminister werden würde, nun ja...

Dem Vernehmen nach geht es Jens Spahn ganz gut. Er hat, wie so viele Infizierte, lediglich leichte Erkältungssymptome und muss erst einmal zu Hause bleiben. Natürlich setzte sich auch in seinem Falle die ganze Maschinerie in Bewegung: Mit wem hatte er in der fraglichen Zeit alles Kontakt? Wer von diesen Menschen sollte sich deswegen testen lassen?

Nur ist eben bei einem Bundesminister die Besonderheit, dass er sehr wichtige und bekannte Zeitgenossen trifft - zum Beispiel die Kanzlerin und 14 andere Kabinettsmitglieder. Darunter auch Angehörige der Risikogruppen, wie etwa den 71-jährigen Innenminister Horst Seehofer. Am Morgen des Tages, als Jens Spahn in Quarantäne ging, hatte er noch an einer analogen, also nicht via Telefonkonferenz stattfindenden Kabinettssitzung teilgenommen. Bilder zeigten ihn mit Mund-Nase-Schutz.

Bundesregierung: Ministerriege auf größtmöglichem Abstand

Dass nun die halbe Bundesregierung ausfallen könnte, muss man nicht befürchten. Deren Sprecher Steffen Seibert betonte, die Ministerriege nehme bei den Sitzungen den größtmöglichen Abstand ein (mit mehreren freien Plätzen zwischen jedem Teilnehmer) und befolge auch sonst alle Hygieneregeln. Zudem gebe es im Konferenzsaal ein Lüftungskonzept, das vom Gesundheitsamt Berlin-Mitte abgenommen worden sei. Deswegen gebe es nach der positiven Testung Spahns auch keine "Kontaktperson im klassischen Sinne".

Trotzdem werden sich wohl die meisten anwesenden Minister(innen) testen lassen. Besonders eilig hatte es Franziska Giffey (Familie). Das hatte aber einen anderen Grund: Sie war am Freitag mit Jens Spahn bei einer Veranstaltung längere Zeit auf einem Podium gesessen. Der erste Schnelltest ist negativ ausgefallen.

In den sozialen Netzwerken gab es - wie üblich - sehr hässliche und geschmacklose Kommentare zur Infizierung des Gesundheitsministers, aber auch durchaus sinnvolle Fragen. So wollten etliche Nutzer wissen, ob es die Politik denn mit den Terminen und den Kontakten nicht übertreibe in einer Zeit, in der allen Bürgern empfohlen werde, sich möglichst zurückzuhalten. Auch innerhalb der Opposition regt sich Unmut. So bezeichnete es Alexander Graf Lambsdorff (FDP) als "ein risikantes Unterfangen", sich derzeit mitten in Berlin mit so vielen Menschen zu treffen.

Trotz Corona: Politik geht nicht nur virtuell

Die Akteure selbst verweisen darauf, dass das politische Geschäft ganz ohne Begegnungen nicht funktioniere. So muss zum Beispiel der Bundestag, wenn er Beschlüsse fassen will, auch tatsächlich und nicht nur virtuell zusammenkommen. In den Ministerien allerdings wird der analoge Betrieb jetzt wieder sehr stark zurückgefahren. Immer mehr Beschäftigte, auch in den Abgeordnetenbüros, dürfen von zu Hause aus arbeiten.


Bundespräsident Steinmeier in Quarantäne - Personenschützer infiziert


Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe, wünscht sich eine häufigere, regelmäßige Testung der Kabinettsmitglieder auf Corona. Das würde bedeuten: alle zwei bis drei Tage. Schließlich seien die Frauen und Männer an der Spitze der Ministerien systemrelevant. Für Vertretungsregelungen ist allerdings gesorgt. Wenn ein(e) Ressortchef(in) krankheitsbedingt ausfällt, übernimmt die Staatssekretärsebene einen Teil der Aufgaben.

Drei Kabinettsmitglieder hatten das Glück, bei der fraglichen Sitzung mit Jens Spahn nicht dabei gewesen zu sein. Hubertus Heil (Arbeit), Heiko Maas (Äußeres) und Julia Klöckner (Landwirtschaft) waren verhindert.

Gute Wünsche von Spahn

Der Gesundheitsminister meldete sich aus seiner häuslichen Isolation - vor allem wandte er sich an die Menschen, mit denen er Kontakt gehabt hatte. Er wünsche ihnen, dass sie gesund bleiben. Spahn selbst will sich von seinen Erkältungssymptomen erholen, aber trotzdem auch von zu Hause aus weiterarbeiten. Seine Chefin Angela Merkel hatte sich nach einem Kontakt mit einem Infizierten (einem Arzt, der sie geimpft hatte) bereits im März knapp zwei Wochen von der Öffentlichkeit isoliert. Drei Tests fielen damals negativ aus, dann durfte sie ins Kanzleramt zurückkehren.

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