Carla Brunis kleine Revanche

18.3.2013, 20:45 Uhr
Carla Brunis kleine Revanche

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Er ist "weder hässlich noch schön, weder groß noch klein, weder kalt noch warm, weder Ja noch Nein", kurzum: ein mittelmäßiges, plumpes Wesen. So besingt Carla Bruni-Sarkozy auf ihrem neuen Album "Little French Songs", das Anfang April erscheint, den Pinguin. Es erscheint leicht durchschaubar, wen sie eigentlich damit meint: François Hollande. So interpretiert die Medienwelt diesen "kleinen französischen Song", wie immer mit rauer Stimme gehaucht, begleitet von einer akustischen Gitarre.

In Frankreich schlägt er Wellen, wo der einst so unpopuläre Nicolas Sarkozy inzwischen wieder beliebter ist als sein Nachfolger. Dass sie einander nicht ausstehen konnten, kaschierten sie kaum. Und auch Carla Bruni tut es nicht mehr. "Sieh an, Pinguin, du schaust recht einsam aus in deinem Garten" - das klingt wie eine Anspielung auf das offizielle Präsidentenfoto, das Hollande allein im Garten des Elysée-Palasts zeigt.

Das Spottlied wirkt wie eine spielerisch-boshafte Revanche à la Bruni. Denn Hollande verweigert seinem Vorgänger Sarkozy seit dem Machtwechsel jegliche Ehrerweisung. Bei der offiziellen Amtsübergabe im Elysée-Palast begleitete er ihn und seine Frau nicht bis zum Auto, sondern drehte sich einfach um. Trotz seiner Herrscher-Allüren habe er keine "Schlossherren-Manieren", singt Bruni: "Hey, Pinguin! Wenn du eines Tages nochmals meinen Weg kreuzt, werde ich dir beibringen, mir die Hand zu küssen."

Hollande soll die Verunglimpfung mit Humor aufgenommen haben. "Es hätte schlimmer kommen können. Der Pinguin ist doch ein eher nettes Tier", kommentierte er. Vor seiner Wahl zum Staatschef steckte er viel Spott über seine weichliche Art ein: Parteifreunde bezeichneten ihn als "Walderdbeere" oder "Flanby" nach einer Puddingmarke. Bruni selbst ließ in einem Interview offen, wen sie konkret mit diesem "Flegel" meint, den sie besingt. "Höflichkeit ist eine Gnade, ich kann diejenigen nicht entschuldigen, die sie nicht haben", erklärte sie lediglich.

Carla Brunis kleine Revanche

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Die 45-jährige Franko-Italienerin, die nach einer Karriere als Topmodel in den 90er Jahren ins Musikgeschäft wechselte mit ihrem sehr erfolgreichen ersten Album "Quelqu`un m`a dit" ("Jemand hat mir gesagt"), lässt sich in ihren Liedtexten häufig von ihrem persönlichen Leben inspirieren. So schrieb sie mit dem Song "Raphaël" eine Hommage an ihren früheren Lebensgefährten und Vater ihres Sohnes, den Philosophen Raphaël Endhoven, und in der ersten Single ihres neuen Albums "Chez Keith et Anita" träumt sie sich zum früheren Kult-Paar Keith Richards und Anita Pallenberg, mit denen sie befreundet ist. Während ihrer Zeit als Première Dame pausierte sie mit Musik-Auftritten, die ihr unvereinbar mit ihrer Funktion erschienen. Heute betont sie, wie sehr sie ihre wieder gewonnene Freiheit genießt.

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