Corona: Merkel muss nach Infizierten-Kontakt in Quarantäne

22.3.2020, 19:25 Uhr
In der Pressekonferenz erzählte sie noch von ihrem Arbeitsalltag, der durch Corona ebenfalls stark beeinträchtigt werde. Nun muss sich die Bundeskanzlerin selbst in Quarantäne begeben.

© dpa In der Pressekonferenz erzählte sie noch von ihrem Arbeitsalltag, der durch Corona ebenfalls stark beeinträchtigt werde. Nun muss sich die Bundeskanzlerin selbst in Quarantäne begeben.

Bei der Pressekonferenz hatte sie auch die Frage beantworten müssen, wie sie selbst mit den neuen Vorschriften zurechtkomme? "Mein Leben hat sich auch grundsätzlich verändert", verriet sie. Von Quarantäne war allerdings noch nicht die Rede. "Im Wesentlichen" bestehe ihr Alltag inzwischen "aus Telefon- und Videokonferenzen" und sie halte Abstand zu anderen Menschen, sagte sie. Eine Stunde später gab es eine ganz anderslautende Erklärung ihres Regierungssprechers Steffen Seibert. Angela Merkel habe entschieden, "sich unverzügliche Quarantäne zu begeben" und sich in den nächsten Tagen auf den Coronavirus testen zu lassen.


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Der Grund dafür: Ein Arzt, der bei ihr eine vorsorgliche Pneumokokken-Impfung durchgeführt habe, sei positiv getestet worden. "Aus der häuslichen Quarantäne" heraus, so Seibert, werde "die Bundeskanzlerin ihren Dienstgeschäften nachgehen". Am frühen Sonntagabend war Angela Merkel im Kanzleramt vor die Fernsehkameras getreten. Sie hatte im Grunde gar nichts Neues mehr zu sagen. Etliche Ministerpräsidenten wie Volker Bouffier (Hessen), Armin Laschet (NRW) und Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg) hatten sich schon vor der Regierungschefin mit Fernsehansprachen an die Öffentlichkeit gewandt und die Ergebnisse der gemeinsamen Telefon-Schaltkonferenz zu erläutern.

Gleiche Regeln in ganz Deutschland

Die Kanzlerin dürfte aber gar nichts dagegen gehabt haben, nicht die Erste gewesen zu sein. Denn ihr kam es vor allem auf eines an: zu zeigen, dass der Bund und die 16 Länder nun erstmals so richtig an einem Strang ziehen bei der Bekämpfung des Coronavirus. Dass also zum Beispiel nicht länger Berlin die Kinderspielplätze geöffnet hat, während sie im benachbarten Brandenburg schon geschlossen sind. Das hatten viele Bürger und Bürgerinnen nicht mehr verstanden.

"Wir sorgen dafür, dass in ganz Deutschland im Grundsatz die gleichen Regeln gelten", betonte Angela Merkel denn auch ausdrücklich. Nun wisse "jeder genau, woran er ist". Allerdings handelt es sich um "Leitlinien", die erst noch jedes Land für sich umsetzen muss. Kleinere Unterschiede wird es wohl auch weiterhin geben, denn nach Ansicht der Kanzlerin ist das wegen der unterschiedlichen Ausgangslage in manchen Ländern (zum Beispiel wegen Grenzsituationen zu anderen Staaten) zum Teil notwendig.

Zank zwischen Söder und Laschet

Bevor es so weit war, scheint es in der Schaltkonferenz ordentlich gekracht zu haben. Armin Laschet soll seinem Kollegen Markus Söder relativ deutlich vorgeworfen zu haben, mit seinen bayerischen Corona-Regelungen immer wieder ohne Absprache mit allen anderen vorausgeprescht zu sein. Um dann aber gleich selbst ein Papier vorzulegen, das er und einige andere Länderchefs entworfen hatten, was bei Söder auf Missfallen stieß. Einigen Meldungen zu Folge, drohte er sogar, die Schaltkonferenz zu verlassen.


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Streitigkeiten in einer so ernsten Lage? Die Kanzlerin strengte sich später bei ihrem Auftritt an, dieses Bild zu zerstören. "Das ist bei jeder Ministerpräsidentenkonferenz so", sagte sie. Gegen eine "lebhafte Diskussion" sei doch nichts einzuwenden. Immerhin verfüge Deutschland jetzt über ein "Grundgerüst, das sehr, sehr ähnlich ist". Armin Laschet gab sich in seiner eigenen Pressekonferenz auf Nachfrage sehr schmallippig. Ob er sich mit Söder gestritten habe? "Ich berichte nicht aus internen Schalten", lautete die Antwort. Dass Bayern bisher bei manchen Fragen einen anderen Weg gegangen sei, "das respektieren wir", fügte er immerhin noch an. 

Kontaktsperre statt Ausgangsbeschränkung

Inhaltlich gibt es nun ein neues Schlüsselwort. Das lautet "Kontaktsperre". Den meisten Ländervertretern schien es sinnvoller als "Ausgangsbeschränkungen" oder gar die grundgesetzlich höchst problematische "Ausgangssperre". Die neue Grundidee: Die Menschen dürfen weiterhin auf die Straße gehen, ob nun zum Einkaufen von Lebensmitteln oder zum Sport, aber sie sollen es tunlichst alleine tun. Mehr als zwei Personen dürfen in der Öffentlichkeit nicht mehr zusammenstehen oder –gehen, es sei denn, es handelt sich um Familienangehörige.

Zu Fremden ist überall, auch in Supermärkten, ein Abstand von 1,5 Metern einzuhalten. Ansammlungen von Gruppen (also ab drei Menschen aufwärts) müssen mit Geldbußen oder Strafen rechnen. Gastronomiebetriebe werden bundesweit geschlossen, sie dürfen allerdings noch Speisen zum Abholen anbieten oder Ware ausliefern. Körpernahe Dienstleister wie Tätowierer, Friseurinnen und Kosmetikerinnen müssen schließen. 

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