Das denken Iraner aus Franken über die Krise mit den USA

9.1.2020, 06:07 Uhr
Das denken Iraner aus Franken über die Krise mit den USA

© Khalid Mohammed/AP/dpa

Große Sorgen um die Verwandten und Freunde im Iran, wenig Vertrauen in den dortigen Staatsapparat und Unverständnis für den US- Luftangriff im Irak, bei dem der iranische General Ghassem Soleimani getötet wurde: Auf diesen gemeinsamen Nenner lässt sich die aktuelle Gefühlslage vieler Menschen in der Region mit iranischen Wurzeln bringen.

Eines hat der Großteil der in Franken lebenden Iraner ebenfalls gemeinsam: Viele scheuen sich davor, offen über die aktuelle Lage in ihrem Heimatland zu sprechen. Einige wollen auf gar keinen Fall mit ihrem richtigen Namen in der Zeitung zitiert werden, weil sie Repressionen der iranischen Staatsmacht fürchten.

Das denken Iraner aus Franken über die Krise mit den USA

© Günter Distler

"Schlechte innenpolitische Lage kein Thema mehr"

Maede Soltani, die in Nürnberg lebende Tochter des jahrelang inhaftierten iranischen Bürgerrechtsanwalts Abdolfattah Soltani, hat jedoch kein Problem damit, ihre Meinung zu den jüngsten Eskalationen öffentlich zu machen. Der Tod von General Soleimani durch US-amerikanische Raketen – Soltani spricht in diesem Zusammenhang von einem "Terrorangriff" – sei ein gewaltiger Rückschlag für alle Menschen, die sich für Demokratie und eine offenere Gesellschaft im Iran einsetzen.


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"Von der Wut der Menschen auf die USA profitiert vor allem die Regierung, denn die schlechte innenpolitische Lage ist jetzt kein Thema mehr", befürchtet die Tochter des Nürnberger Menschenrechtspreisträgers. Ein Feind von außen schweiße die Bevölkerung zusammen, meint Maede Soltani. Viele iranische Bürger, die bisher die Verhältnisse in ihrem Land kritisiert hatten, erklärten sich nun solidarisch mit der Staatsmacht.

"Alle sind traurig und sehr besorgt"

Auch die seit 30 Jahren in Deutschland lebende Zara Fakhar findet, dass der von US-Präsident Donald Trump befohlene Angriff kontraproduktiv für den Kampf um mehr innere Freiheit im Iran war. "Das ist unglaublich, was sich die USA da erlaubt haben", kritisiert die aus Teheran stammende Wahl-Fränkin. Fakhar hat in den vergangenen Tagen viel mit ihren Angehörigen dort telefoniert. "Alle sind traurig und sehr besorgt."

Andere Menschen mit iranischen Wurzeln sind relativ zuversichtlich, dass es trotz der jüngsten Vergeltungsschläge ihres Heimatlandes nicht zum Krieg kommt. Dafür sei das Land ein viel zu wichtiger Wirtschaftspartner für die westlichen Industrienationen, sagt ein Geschäftsmann aus der Region. "Außer Waffen kann man mit Zerstörung nicht viel verkaufen."

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