Der Frost geht und die Schlaglöcher kommen

20.2.2010, 00:00 Uhr
Der Frost geht und die Schlaglöcher kommen

© dpa

Noch hält an vielen Stellen des Straßennetzes der Nachtfrost den strapazierten Asphalt gnädig zusammen. Wenn in der kommenden Woche die Temperaturen wie angekündigt auf zweistellige Plusgrade steigen, beginnt das große Bröseln und Wegplatzen. Ein dichter Schlagloch-Parcours wird dann an den strengsten Winter seit langem erinnern.

Tagtäglich im Einsatz

So richtig Bilanz ziehen, wie viele Millionen Euro Mehrausgaben unausweichlich sind, wird man frühestens im April können. Bei den unmittelbar anfallenden Kosten für den Winterdienst geht beispielsweise die Stadt Nürnberg schon jetzt von einer doppelt so hohen Summe wie den im Etat angesetzten rund vier Millionen Euro aus. Bis zu 600 Mitarbeiter waren seit 18.Dezember jeden Tag und jede Nacht mit Räumfahrzeugen unterwegs. 66 Einsatztage ergibt das bisher. Vermutlich werden noch ein paar dazukommen. «Im Mittel der letzten 20 Jahre waren es pro Winter nur 37 Einsatztage«, hält Marco Daume vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) eine Zahl aus der Statistik zum Vergleich dagegen.

Von den aufgebrauchten Streusalzbeständen und den aufs Vier- oder Fünffache in die Höhe geschnellten Preise für den Nachschub wurde schon oft genug berichtet. Die Kommunen müssen aber auch noch damit rechnen, dass die teuren Fahrzeuge und Geräte, die im Winterdienst zum Einsatz kommen, unter der Dauerbelastung stark gelitten haben. In Fürth fürchtet Baureferent Joachim Krauße außerdem, dass Frost, Salz und Tauwasser der Stahlbeton-Konstruktion vieler Brücken im Stadtgebiet heftig zusetzen könnten. Solche Schäden in Zahlen zu beschreiben, ist freilich noch unmöglich.

Kläranlagen leiden nicht

Auch erst im Sommer wird sich zeigen, wie die Straßenbäume die Extraportionen Streusalz verkraftet haben. Vermindertes Wachstum, Krankheitsanfälligkeit, Schadstoffbefall und selbst den frühen Tod kann das Gift für die ohnehin in permanentem Stress lebenden Bäume bedeuten.

Geringere Sorgen bereitet das mit dem Einsetzen von Tauwetter in der Kanalisation landende Salz den Verantwortlichen der Kläranlagen. «Es beeinflusst den Klärprozess nicht spürbar«, versichert der technische Werkleiter des Nürnberger Stadtentwässerungsbetriebs, Karl-Hermann Ahrens. Der zusammen mit dem Salz ebenfalls tonnenweise gestreute Blähton-Split landet erst gar nicht in den Klärbecken. Er lagert sich in den Schmutzfängern der Straßeneinläufe ab, die regelmäßig entleert werden.

Müssen die Anwohner zahlen?

Sorgen, die explodierenden Kosten für den Winterdienst und vor allem für den Reparaturaufwand an Straßen und Gehwegen könnten über Gebühren auf die Anwohner umgelegt werden, zerstreut Sör-Abteilungsleiter Marco Daume. Selbst dort, wo sich Gehwegplatten nach dem Wechsel von Extremfrost, Tauwetter und erneutem Frost Mitte Januar mehr oder weniger flächendeckend angehoben hatten, kommt die Stadt für die Reparatur auf.

Außerhalb der Städte, wo die Schneedecke noch viel höher und die Temperaturen niedriger waren, nimmt man den strengen Winter relativ gelassen hin. «Das war ganz einfach wieder ein richtiger Winter«, sagt der mittelfränkische Bauernverbands-Direktor Rudolf Fähnlein. «Damit können wir Bauern eigentlich umgehen.« Einigen Landwirten bereitet allenfalls die Tatsache etwas Sorge, dass - obwohl die gesetzlich festgelegte Sperrfrist am 15.Februar abgelaufen ist - noch immer keine Gülle auf die Felder ausgebracht werden kann. Die Speicherkapazitäten sind allmählich erschöpft.

In den Wäldern halten sich die Schneebruchschäden in erfreulich engen Grenzen. Und wie die etwas empfindliche Wintergerstensaat den strengen Frost überstanden hat, wird man nach der Schneeschmelze sehen.