Natürliche Immunität

Erst steigende Zahlen, dann Durchseuchung: Ist ein Ende der Pandemie in Sicht?

17.1.2022, 11:54 Uhr
Nach der Impfung folgt laut Virologe Klaus Stöhr in den nächsten Wochen die Durchseuchung der Bevölkerung. Das könnte ein Ende der Pandemie bedeuten. 

© teutopress GmbH via www.imago-images.de Nach der Impfung folgt laut Virologe Klaus Stöhr in den nächsten Wochen die Durchseuchung der Bevölkerung. Das könnte ein Ende der Pandemie bedeuten. 

Angesichts der aktuellen Corona-Welle mit der hoch ansteckenden Omikron-Variante erwartet der Virologe Klaus Stöhr erst eine Durchseuchung in den kommenden Wochen, dann eine natürliche Immunisierung der Bevölkerung - und schließlich ein Auslaufen der Pandemie.

"In den nächsten zwei bis drei Wochen wird es eine Unsicherheit geben, wie hoch die Inzidenz steigen wird. Danach werden sich durch die sehr starke Durchseuchung, die dann leider einsetzen wird, die man nicht abwenden kann, sehr viele Menschen die natürliche Immunität holen", sagte er am Sonntagabend im TV-Sender Bild in der Sendung "Die richtigen Fragen".

Diese Immunität werde "oben draufgepflanzt" auf die Immunisierung durch Impfungen, fuhr Stöhr fort. Beides zusammen werde zu einem anhaltenden Immunschutz führen, so dass man auch nicht das vierte, fünfte, sechste, oder siebte Mal boostern müsse. Im Herbst müsse man dann sehen, ob man den über 60-Jährigen noch einmal ein Impfangebot mache.

Der Sommer wird entspannt

Angesichts der Millionen Ungeimpften oder zumindest nicht vollständig Geimpften ist Vorsicht nach den Worten Stöhrs zwar weiter ganz wichtig. Dennoch gibt er sich überzeugt: "Der Übergang in die Endemie ist immer gleitend. Im Frühjahr, Sommer dann wird es sehr entspannt."

Doch er zeigt sich auch kritisch: "Man muss jetzt endlich mal die Rationalität wahren und aus dem Paralleluniversum heraustreten, in dem Deutschland sich befindet, was die Maßnahmen angeht."

Auch der Virologe Christian Drosten sieht im häufig milderen Verlauf nach Ansteckung mit der Omikron-Variante eine "Chance", in den endemischen Zustand zu kommen - "breite Immunität vorausgesetzt", wie er dem Tagesspiegel am Sonntag sagte. Alle Menschen müssten sich früher oder später mit Sars-Cov-2 infizieren, meint er.

Ständiges Impfen ist keine Alternative

"Ja, wir müssen in dieses Fahrwasser rein, es gibt keine Alternative", sagte Drosten. "Wir können nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten." Das müsse das Virus machen. Er stellte ein Ende der Pandemie zum Jahresende 2022 in Aussicht.

Drosten und Stöhr reagierten damit auf die Aussage von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Bild am Sonntag, dass Omikron "nicht das Ende von Corona" sei. Söhr kritisierte auf Twitter das "Irrlichtern des Karl Lauterbach" scharf.

Auch andere Politiker und Politikerinnen, die Gäste in der Bild-Talkshow waren, plädierten gegen Lauterbach. "Ich würde mir wünschen, dass wir näher an der Realität sind mit unseren Abwägungen. Wir reden über das Ende der Pandemie und über die Impfpflicht. Wie soll ich das den Leuten erklären?“, so CDU-Politikerin Jana Schimke.

Die Entscheidung liegt bei Scholz

Und Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) ist der Überzeugung: "Wenn wir die Chance haben, bei Omikron anders auszusteuern als bei Delta, dann müssen wir diese Chance auch nutzen."

Beim Impfen nimmt er Kanzler Olaf Scholz (SPD) in die Pflicht: "Das Thema muss Chefsache sein. Wir brauchen da jetzt eine Entscheidung."

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