eSport als Sport? CSU-Digitaldamen contra Funktionäre

25.11.2020, 15:01 Uhr
Der eSport tut sich beim Kampf um die Anerkennung als richtigen Sport weiterhin schwer.

© LINDA KASTRUP via www.imago-images.de, imago images/Ritzau Scanpix Der eSport tut sich beim Kampf um die Anerkennung als richtigen Sport weiterhin schwer.

Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) kündigte nach einem Gespräch mit Sport- und eSport-Verbänden sowie Vertretern der Games-Branche an, das "Gaming" stärker zu institutionalisieren. Ein Expertengremium solle auch über Möglichkeiten einer "zukünftigen staatlichen Unterstützung beraten", teilte Gerlach am Mittwoch in München mit.

2018 war es der Beauftragten der Bundesregierung für Digitalisierung Bär gelungen, die Gleichstellung des eSports in den Koalitionsvertrag hineinzuverhandeln. Mit der Novelle des "Ehrenamtsgesetzes 2021" soll aber nur der Teil des eSports rechtlich anerkannt werden, bei dem andere Sportarten simuliert werden. "Der angebliche Kompromiss ist in einem Land, in dem regelmäßig 42 Prozent der Bevölkerung Games spielen, bei weitem nicht mehr zeitgemäß", erklärte Bär.

"Sportförderung nicht vorstellbar"

Der Bayerische Landessportverband (BLSV) pocht hingegen auf die Unterscheidung von "Sportartensimulationen" und "E-Gaming". Ersteres sei die Überführung von realen Sportarten in die virtuelle Welt, Zweiteres das "wettkampfmäßige Spielen von Video- und Computerspielen aller Art", erläutert BLSV-Geschäftsführer Thomas Kern. Unter E-Gaming fallen nach dem Verständnis des BLSV auch Ego-Shooter-Spiele wie zum Beispiel "Counter-Strike". "E-Gaming entspricht nicht den zentralen Aufnahmekriterien des Sport- und Verbändesystems unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) und ist darüber hinaus auch nicht mit dem Wertekanon des organisierten Sports vereinbar", betont Kern: "Eine Integration in die staatliche Sportförderung ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht vorstellbar."


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Auch beim bayerischen Landessportbeirat stoßen die beiden CSU-Digitaldamen auf Widerstand. Dessen Vorsitzender, der CSU-Landtagsabgeordnete Berthold Rüth, lehnt die Verwendung des Begriffs "Sport" für "E-Gaming" ebenfalls ab. Gaming gehe mit "körperlicher Inaktivität", statt mit körperlicher Betätigung einher. Der Landessportbeirat habe nichts gegen das Gaming, es müsse aber "eine klare Unterscheidung zum Sport geben".

"Gestaltet von gewinnorientierten global agierenden Unternehmen"

Bei dem Streit geht es nicht zuletzt ums Geld. Wenn E-Gaming gefördert werden soll, dann nicht aus Sportförder-, sondern aus Digitalisierungsmitteln, fordert Rüth. Im Übrigen könne der organisierte Sport immer noch selbst darüber befinden, was als "Sport" anerkannt wird. Und da hätten sowohl der (DOSB) wie auch der BLSV eine klare Haltung in der Ablehnung von E-Gaming. eSport sei nicht gemeinorientiert, begründet der DOSB unter anderem seine ablehnende Haltung. Seine Regeln und Wettkampfsysteme würden von "gewinnorientierten global agierenden Unternehmen" gestaltet.

eSport sei inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, hält Digitalministerin Gerlach dagegen. Den DOSB erwähnte sie nicht, wohl aber denke das Internationale Olympische Komitee darüber nach, eSport olympisch zu machen. "eSport fördert Ausdauer, Konzentration und bringt Menschen zusammen. Das ist aus meiner Sicht absolut unterstützenswert", so Gerlach.

Um die Anerkennung des eSports doch noch zu erreichen, startet das "CSUnet" die Online-Petition "Level Up Now", um Unterstützer für die Änderung der Gesetzesnovelle zu sammeln. "Jetzt brauchen wir die Unterstützung aller Gamer in Deutschland", erklärte Staatsministerin Bär in einer Videobotschaft, die wie die Petition auf www.level-up-now.de zu finden ist. Heute hätten große eSport-Events mehr Zuschauer als viele Partien der zweiten Fußball-Bundesliga. Die Politik müsse diesen gesellschaftlichen Trend endlich anerkennen "und nicht durch Verbote oder Ignorieren zu verhindern", so Bär.

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