Festung Bundestag: Graben soll für mehr Sicherheit sorgen

18.7.2019, 18:31 Uhr
Festung Bundestag: Graben soll für mehr Sicherheit sorgen

© Monika Skolimowska/zb/dpa

Von außen sah das Reichstagsgebäude bislang wenigstens nicht wie eine Festung aus – von einigen Gitterabsperrungen und an jeder Ecke herumstehenden Polizisten mal abgesehen. Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern. Geplant sind ein zehn Meter breiter und zweieinhalb Meter tiefer Graben sowie zwei Sicherheitszäune mit einer Höhe von 2,50 und 1,40 Metern.

All das geschieht aus Angst vor terroristischen Angriffen. Nach den Attentaten vom 11. September 2001 hatte sich der Bundestag immer mehr verbarrikadiert, zeitweise war das gesamte Areal weiträumig gesperrt. Das galt erst recht, als die Geheimdienste im Jahr 2010 einen konkreten Hinweis auf einen geplanten Anschlag erhalten hatten.

Die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen versprach gegenüber der Berliner Zeitung hoch und heilig, dass gerade der Graben nicht besonders auffallen werde, zumindest nicht aus der Ferne. Keinesfalls, so heißt es, werde er den Blick auf das Gebäude versperren. Es handelt sich um einen sogenannten "Aha-Graben“ unterhalb des Geländeniveaus. Das heißt: Erst führt eine Böschung hinab und dann steht der Besucher vor der unüberwindlichen Mauer. Deswegen die Bezeichnung "Aha-Graben“.

Unterirdischer Gang

Auch für angemeldete Einzelpersonen und Gruppen, die die beliebte Bundestagskuppel erklimmen wollen, wird sich in Zukunft einiges ändern. Abseits des Parlamentsgebäudes wird ein Besucherzentrum errichtet, von dem aus es durch einen unterirdischen Gang in den Reichstag geht. Wie stark der Sicherheitsgedanke inzwischen alles bestimmt, merkt man daran, dass sogar das Besucherzentrum eine eigene Schutzzone von 50 Metern erhält.

Dieser 150 Millionen Euro teure Empfangsbau wird schon endlos lange diskutiert, die Eröffnung ist für spätestens Mitte 2023 geplant. Doch wer die Pleiten und Pannen bei staatlichen Bauprojekten in der Hauptstadt kennt, der weiß, dass das noch gar nichts heißen muss. Schöner als die bisherige Lösung dürfte das künftige Besucherzentrum in jedem Falle werden, denn im Moment stehen nur ein paar Container herum, in denen die Personenkontrollen stattfinden.

Das Kanzleramt ist noch stärker geschützt

Der Bundestag hat sich längst zu einem der attraktivsten Ziele für in- und ausländische Touristen in Berlin entwickelt. Die Dachterrasse und die 23 Meter hohe Kuppel bieten eine gute Aussicht über die Stadt. Dabei war die Kuppel von Anfang an ziemlich umstritten und wäre ohne den Einsatz des Nürnberger CSU-Politikers Oscar Schneider, ehemaliger Bundesbauminister, wohl kaum umgesetzt worden.

Noch weit stärker geschützt als der Bundestag – und regelrecht zu einer Festung ausgebaut – ist übrigens das benachbarte Kanzleramt. Millionen von Besuchern wie im Parlamentsgebäude sind hier weder erwünscht noch unterzubringen. Nur ausgesuchte Gäste kommen durch die Sicherheitszone. Und einmal im Jahr gibt es einen Tag der offenen Türe. Eine Begegnung mit der Kanzlerin inbegriffen.

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