Frankreich hat eine neue First Lady: Carla Bruni

4.2.2008, 00:00 Uhr
Frankreich hat eine neue First Lady: Carla Bruni

© dpa

Vom Pariser Disneyland-Park, wo die Turtelnden ihre Romanze im Dezember öffentlich gemacht hatten, in den Elysée - einmal mehr machte Sarkozy seinem Spitznamen "Speedy" alle Ehre. Immerhin liegt die Scheidung von seiner Gattin Cecilia nach immerhin elfjähriger Ehe gerade mal drei Monate zurück.

Seine Eile, zum dritten Mal im Leben «Ja« zu sagen und ewige Treue zu schwören, hat indes tiefere Gründe. Zuallererst: Den Franzosen ging das verliebte Geturtel der beiden vor Ägyptens Pyramiden oder in der jordanischen Felsenstadt Petra zunehmend auf die Nerven. In den Umfragen liegt Sarkozy inzwischen auf dem niedrigen Niveau Jacques Chiracs während der großen Streiks 1995, die damals eine handfeste Regierungskrise samt Neuwahlen auslösten.

Murren im eigenen Lager

Selbst in der eigenen Partei rumort es. Vor allem älteren Wählern, die Moral und Sitte hoch halten, missfiel zusehends, wie exzessiv Sarkozy sein Privatleben mit der schönen Sängerin, die gerade eine neue Platte einspielt und sich eben noch recht hüllenlos für ein spanisches Männermagazin ablichten ließ, zur Schau stellte.

Gut fünf Wochen vor der Kommunalwahl, die der Präsident selbst zur nationalen Testwahl erklärt hatte, sollen nun wieder Sitte und Ordnung herrschen in Frankreichs erstem Haushalt. Die Klatschszene ist indes schon wieder ein Gerücht weiter und munkelt, dass Bruni Nachwuchs erwartet. Ein Söhnchen hat sie schon, sechs Jahre. Ihr frisch Angetrauter wiederum hat aus den ersten beiden Ehen bereits drei Kinder.

An die illustre Verbindung von Politik und freizügigem Show-Business müssen sich die Franzosen freilich erst noch gewöhnen. Tief in die Archive griffen Frankreichs Zeitungen gestern, um nach Präzedenzfällen zu suchen, stießen dabei unter anderem auf Präsident Armand Fallieres, dessen Gattin Jeanne sich ebenfalls noch kurz vor der Hochzeit 1906 in recht freizügiger Pose in Illustrierten hatte ablichten lassen. Frankreichs Präsidenten, so scheint es, waren selten Söhne von Traurigkeit.

Medienwirbel hatten der Präsident und das Ex-Topmodel vermeiden wollen. «Die Chancen stehen gut, dass sie es erst erfahren, wenn die Trauung schon vollzogen ist«, hatte Sarkozy Anfang Januar den lauernden Fotografen und Reportern wenig Hoffnungen gemacht, das Ja-Wort tatsächlich zu verewigen. Ein öffentliches Aufgebot, das die beiden verraten hätte, gab es ohnehin nicht. «Ich habe zwei Wähler des 8. Arrondissements verheiratet«, scherzte der Bürgermeister nach der rund 20-minütigen Zeremonie, Hochzeitskuss und ein Glas, angeblich Orangensaft, inklusive.

Nur etwa 20 Gäste, Angehörige und engste Freunde, hatte das zur Zeit wohl prominenteste Brautpaar der Welt in den 1. Stock des Präsidenten-Schlosses geladen, wo die Privaträume liegen. Ein Top-Manager des Luxuskonzerns LVMH sowie die Pressechefin des Mode-Imperiums Prada, eine Freundin Carlas, aber auch Cecilias seit langem, gaben die Trauzeugen. «Bewegt und verliebt« hätten Braut und Bräutigam gewirkt, gab Bürgermeister Lebel, in dessen Amtsbezirk der Elysée-Palast liegt, im Abschluss zu Protokoll.

Kleine Feier im Schlösschen

So richtig gefeiert wurde wohl erst später, in dem kleinen Schlösschen La Lanterne im Park von Versailles - ein gut abgeschirmtes Refugium, dass sich Sarkozys Gattin Nummer 2, Cecilia, eigentlich als eine Art gehobener Präsidentenlaube fürs Wochenende ausgesucht hatte. Nun macht ihre Nachfolgerin dort die Honneurs.

Für ausgiebige Flitterwochen, die die Franzosen überdies wohl nur weiter verärgern würden, bleibt zunächst keine Zeit. Schon heute reist Sarkozy in Staatsgeschäften nach Rumänien. Wenn sie wollte, kann sie ihn nun jederzeit ohne größere protokollarische Komplikationen begleiten. Als Geliebte war Mademoiselle Bruni etwa zuletzt in Indien nicht besonders willkommen. Als neue «Première Dame de France« stehen ihr demnächst beim Besuch im Londoner Buckingham-Palast allerdings alle protokollarischen Ehren zu.