Nürnberg

Geschäfte mit Öl: Ex-Bundesagentur-Chef Weise in Bedrängnis

7.5.2021, 10:33 Uhr
Lebt noch immer in der Villa der Bundesagentur in Nürnberg: Frank-Jürgen Weise.

© Stefan Hippel, NN Lebt noch immer in der Villa der Bundesagentur in Nürnberg: Frank-Jürgen Weise.

Die Zeit nennt ihn den "Ölprinz vom Arbeitsamt": Gegen den früheren Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sind Vorwürfe der Vermischung von Privat- und Amtsgeschäften laut geworden. Im Fokus steht ein privates Ölprojekt in Albanien.

Dem Medienbericht zufolge soll der heute 69-Jährige in die geplante Erschließung eines Ölfeldes investiert haben. Das Projekt, das auf eine neue Fördertechnik setzte, scheiterte, Weise verlor viel Geld. So weit, so privat.

Diensträume genutzt

Allerdings soll Weise auch Diensträume der Bundesagentur in Nürnberg für Besprechungen zu dem Deal genutzt haben. So berichtet die Zeit von einer entsprechenden Unterredung Ende 2008. Weise entgegnet, er sei ihm - wie allen Beschäftigten der Behörde - erlaubt gewesen, in den Pausen Diensträume ebenso wie Telefon und Fax privat nutzen zu dürfen.


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Wie die Zeit weiter schreibt, habe sich Weise bei seinem Privatgeschäft von Unternehmensberatern unterstützen lassen, die zeitweilig auch Aufträge der Behörde erhielten. Dies habe zumindest dem Verhaltenskodex der Bundesregierung widersprochen, der eine strikte Trennung von Dienst- und Privatleben verlange. Juristisch lief aber offenbar alles sauber ab. "Wir haben uns die fraglichen Vergabeprozesse angesehen und keine Auffälligkeiten gefunden", teilt die Bundesagentur mit.

Die Bitte unserer Redaktion um eine Stellungnahme lässt Weise einen Sprecher beantworten: Die Weise betreffenden "Unterstellungen" der Zeit seien falsch. "Es gab weder eine wie auch immer geartete Begünstigung, noch hat er versucht, sein Amt als BA-Chef zu nutzen, um die albanische Regierung im Sinne seiner Geschäftsinteressen zu beeinflussen." Es gebe keine Belege für unrechtmäßiges Handeln.

Wegen mehrerer "haltloser" Fragestellungen und Verdächtigungen lasse Weise nun prüfen, "inwieweit er gegen den Bericht juristisch vorgehen kann". Zumal der Verdacht bestehe, dass die Quelle der Zeit eine Person sei, "die zuvor zweimal erfolglos versucht hatte, ihn zu erpressen".

Noch immer in Nürnberg

Weise war von 2004 bis 2017 Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, er setzte die Hartz-Reformen um trimmte die angestaubte Behörde auf Effizienz - womit er sich nicht nur Freunde gemacht hat. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise übernahm der Krisenmanager zeitweilig auch die Führung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Heute ist der 69-Jährige Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Hertie-Stiftung und Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe.


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Weise lebt noch immer in Nürnberg - in der Villa, die die Bundesagentur für ihren Vorstandsvorsitzenden unterhält - zur Miete. Das geht, weil der derzeitige Behördenchef Detlef Scheele den Wohnsitz nicht benötigt. Dem Vernehmen nach ist sein Einfluss innerhalb der Machtstrukturen der Bundesagentur auch vier Jahre nach seinem Abschied noch groß.

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