Zufriedenheit auf Tiefstand

Ifo und Bildungsmonitor: Schlechte Noten für deutsches Bildungssystem - Bayern im Vergleich vorne

30.8.2023, 14:38 Uhr
Nach Einschätzung vieler Bürger hat die Qualität der Schulbildung in Deutschland abgenommen - auch durch die Folgen der Corona-Pandemie.

© Marcel Kusch, dpa Nach Einschätzung vieler Bürger hat die Qualität der Schulbildung in Deutschland abgenommen - auch durch die Folgen der Corona-Pandemie.

Nur noch 27 Prozent der vom Ifo-Institut befragten Bürger bewerteten die Schulen in ihrem Bundesland mit gut oder sehr gut – nach 38 Prozent im Jahr 2014. Damit sei "die Zufriedenheit der Deutschen mit dem Schulsystem auf einem Tiefstand" angekommen, schreiben die Studienautoren. "Das sind alarmierende Befunde", sagte Professor Ludger Wößmann, Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, in München.

Eine große Mehrheit von 68 Prozent der Befragten befürwortet deutschlandweit einheitliche Vergleichstests in Mathematik und Deutsch, sogar 86 Prozent sind für bundesweit einheitliche Abiturprüfungen. Drei Viertel der Befragten lehnen die Abschaffung von Schulnoten ab und sind dafür, dass Schüler und Schülerinnen mit schlechten Leistungen die Klasse wiederholen sollten.

Bei der repräsentativen Umfrage mit über 5500 Erwachsenen sagten 79 Prozent, die Qualität der Schulbildung habe sich in der Corona-Pandemie verschlechtert. Für ein ernsthaftes Problem halten 77 Prozent den Lehrermangel. Helfen würde die Nachqualifizierung von Lehrkräften für den Unterricht in Mangelfächern (79 Prozent) und der Einsatz von Quereinsteigern in Mangelfächern (64 Prozent). Eine Vergrößerung von Klassen dagegen lehnen 81 Prozent der Befragten ab. Zwei Drittel sehen zudem fehlendes Geld für die Schulen sowie "die Trägheit des Systems" als ernste Probleme. Und sogar "74 Prozent denken, dass der Staat mehr für Bildung ausgeben sollte", sagte Wößmann. Ebenfalls drei Viertel der Befragten geben an, dass Schul- und Bildungspolitik ein wichtiges Thema für ihre persönliche Wahlentscheidung bei Landtagswahlen sei.

Bei der Digitalisierung vorne

In den Bereichen Digitalisierung und Berufliche Bildung liegt Bayern in einer anderen Auswertung - dem Bildungsmonitor der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft auf dem ersten Platz, bei der Vermeidung von Bildungsarmut auf Platz zwei, teilte das bayerische Kultusministerium mit. "Das ist schon ein toller Erfolg", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Insgesamt belegt Bayern nach Sachsen auch in der Gesamtwertung Platz zwei.

Laut Bildungsmonitor verfügt Bayern über schnelles WLAN an den Schulen und die bayerischen Lehrkräfte nutzen häufig digitale Medien im Unterricht. Bei der Beruflichen Bildung belegt der Freistaat bundesweit den ersten Platz, unter anderem weil in Bayern deutlich weniger Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsstelle blieben und der Übergang von der Schule in den Beruf sehr gut gelinge.

Positiv hebt die Studie hervor, dass der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne anerkannten Abschluss die niedrigste in ganz Deutschland ist (5,1 Prozent im Jahr 2021). Außerdem ist Bayern insbesondere bei der Berufsausbildung in den IT-Berufen deutlich besser als der Bundesdurchschnitt. Verbesserungsbedarf sieht die Studie bei den Ganztagsplätzen in Kitas und Schulen. In dieser Kategorie erreicht Bayern nur den 14. Platz. Der Bildungsmonitor 2023 wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erarbeitet und erscheint jährlich.

Verwandte Themen


Keine Kommentare