Moderatorin reagiert angefressen

Im Staatsfernsehen: Ex-Offizier spricht überraschend Klartext zu Russlands Krieg

18.5.2022, 10:05 Uhr
Ukrainische Soldaten kehren zu einem ehemaligen Stützpunkt am Rande der Donbass-Region zurück. Sie sind bei der Landesverteidigung extrem motiviert, sagte nun ein russischer Militärexperte sehr zum Missfallen des Kreml.

© Daniel Ceng Shou-Yi, dpa Ukrainische Soldaten kehren zu einem ehemaligen Stützpunkt am Rande der Donbass-Region zurück. Sie sind bei der Landesverteidigung extrem motiviert, sagte nun ein russischer Militärexperte sehr zum Missfallen des Kreml.

Die ukrainischen Streitkräfte seien weit von einem Zerfall entfernt und Russland in der Welt durch den Krieg isoliert, sagte Michail Chodarjonok – sehr zum offensichtlichen Missfallen der Moderatorin – in einer Show, die kurz darauf in sozialen Netzwerken viel kommentiert wurde. In der Sendung widersprach der ehemalige russische Generalstabsoffizier einer Reihe von Behauptungen der russischen Staatspropaganda, die er als „Info-Beruhigungstabletten“ kritisierte.

Gegen die Linie des Kreml

Die Motivation der Ukrainer, für ihr Land zu kämpfen, sei durchaus hoch, sagte Chodarjonok und positionierte sich damit klar gegen die im Staatsfernsehen oft wiederholte Behauptung, dass viele Ukrainer Russlands „militärische Spezial-Operation“ als vermeintliche „Befreiung“ ansähen. Chodarjonok widersprach auch der These, dass die Mehrheit der ausländischen Staaten Russlands Militäreinsatz gutheiße und dass westliche Staaten sich leicht durch Alliierte aus Asien ersetzen ließen.

„Das größte Problem unserer militärisch-politischen Lage ist unsere völlige geopolitische Isolation“, sagte der Oberst. China und Indien, die die Moderatorin an Russlands Seite verortete, verfolgten ihre eigenen Interessen, seien aber in dem Fall keine zuverlässigen Partner, so Chodarjonok. Moskau müsse daher einen Ausweg aus der Lage finden, „dass die ganze Welt gegen uns ist“.

Chodarjonoks Aussagen stießen auch deshalb auf so großes Interesse, weil kritische Stimmen in Russland seit Kriegsbeginn weitgehend ausgeschaltet wurden. Ein recht neues Gesetz etwa sieht für angebliche „Falschnachrichten“ über Russlands Streitkräfte bis zu 15 Jahre Haft vor. Die Sendungen des Staatsfernsehens gelten zudem als Sprachrohr des Kreml.

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