Sonneberg

Kein Personal: Kreißsaal an Klinik ab September vorerst zu

5.7.2023, 17:13 Uhr
Das Schild "Kreißsaal" ist im Flur eines Krankenhauses befestigt.

© Swen Pförtner/dpa/Symbolbild Das Schild "Kreißsaal" ist im Flur eines Krankenhauses befestigt.

Der bayerisch-thüringische Klinikverbund Regiomed schließt wegen Fachkräftemangels zum 1. September vorübergehend die Geburtshilfeabteilung am Krankenhaus Sonneberg. Es sei trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, die Personallücke von inzwischen drei Ärzten und vier Hebammen zu schließen, teilte Regiomed-Geschäftsführer Michael Musick am Mittwoch in Sonneberg mit. "Es ist eine Entscheidung, die wir leider gezwungenermaßen treffen", äußerte er laut Mitteilung. Ob der Kreißsaal, wie erhofft, 2024 wieder eröffnet werden kann, sei ungewiss, räumte Krankenhausdirektor Michael Renziehausen ein.

Vor- und Nachsorgeleistungen für Schwangere würden weiterhin in Sonneberg angeboten, hieß es. Auch bei geburtsmedizinischen Notfällen bis zur 20. Schwangerschaftswoche sei die Klinik weiterhin "uneingeschränkt" für die Schwangeren da. Bereits zur Entbindung in Sonneberg angemeldete Frauen könnten sich an die Regiomed-Klinik im bayerischen Coburg wenden.

Regiomed betonte, dass wirtschaftliche Zwänge bei der Entscheidung zur Kreißsaal-Schließung keine Rolle gespielt hätten. Die Geburtsmedizin in Sonneberg schließe zwar seit vielen Jahren mit einem jährlichen Defizit von mehr als einer Million Euro ab. Aus Verantwortung für die Familien im Landkreis heraus sei man bereit, das Minus auch weiterhin zu tragen - "wenn uns der Fachkräftemangel nun nicht einen Strich durch die Rechnung machen würde", so Renziehausen. "An diesem Beispiel wird deutlich, dass das Fachkräfteproblem auch mit viel Aufwand nicht zu lösen ist", sagte eine Sprecherin des Thüringer Gesundheitsministeriums.

Das Krankenhaus Sonneberg hatte den Angaben zufolge zuletzt etwa 250 Geburten pro Jahr verzeichnet. Dies könne von umliegenden Geburtskliniken gut aufgefangen werden, so die Klinikleitung. Alternativen seien auch der Regiomed-Standort in Lichtenfels sowie eine Klinik in Kronach (beide Bayern). Alle seien innerhalb von 30 Minuten Fahrtzeit erreichbar. Die gesetzliche Vorgabe liege bei 40 Minuten Fahrtzeit. Geburtskliniken in Thüringen sind innerhalb dieser Frist nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Sonneberg aus nicht zu erreichen.

Der Hebammen-Landesverband hatte wiederholt vor weiteren Kreißsaal-Schließungen in Thüringen und der sich damit verschlechternden Versorgung vor allem in ländlichen Regionen gewarnt. In den vergangenen fünf Jahren sind in Thüringen laut Ministerium bereits vier Geburtskliniken geschlossen worden: in Schleiz, Greiz, Hildburghausen und Sömmerda.