Kommentar: Eva Högls entlarvende Entgleisung

15.3.2018, 20:57 Uhr
Kommentar: Eva Högls entlarvende Entgleisung

© Maurizio Gambarini (dpa)

Den meisten Bürgern dürfte Eva Högl für ihren peinlichen Auftritt im August 2017 in Erinnerung geblieben sein: Als der angeschlagene Kanzlerkandidat Martin Schulz den Angehörigen der Opfer des islamistischen Anschlages von Barcelona mit 16 Toten sein Beileid bekundete, war hinter ihm die SPD-Abgeordnete zu sehen, die schallend lachte, Bekannten zuwinkte und eine Stimmung verbreitete, die eher nach Junggesellinnenabschied anmutete als nach politischer Kundgebung. Högl gab später zu Protokoll, sie habe nicht mitbekommen, zu welchem Thema der direkt vor ihr stehende Schulz gesprochen habe.

Jetzt leistet sich die 49-Jährige die nächste Entgleisung: Abtreibungsgegner in der Union beschimpft sie als "widerliche Lebensschützer". Man fragt sich, wie sich eine promovierte Juristin und Berufspolitikerin zu so etwas hinreißen lassen kann. Zuletzt war die stellvertretende Fraktionsvorsitzende als Justizministerin im Gespräch. Zum Glück ist ihr der Aufstieg verwehrt geblieben. Die unscharfen "Hassrede"-Kriterien des bisherigen Amtsinhabers Heiko Maas wären wohl ruckzuck auf jegliche Kritik an Abtreibungen ausgeweitet worden.

Die Sozialdemokratin ist bekannt für markige Sprüche, selbst Parteifreunde wundern sich über zuweilen aggressiv anmutende Auftritte. Högl kämpft gegen Zwangsprostitution, für Klimaschutz und mehr Familiennachzug für Flüchtlinge. Nicht auszudenken, welchen Sturm der Entrüstung die kämpferische SPD-Frau entfachen würde, wenn sie oder ihre Sympathisanten als "widerliche Klimaschützer, Frauenrechtler oder Flüchtlingshelfer" bezeichnet würden – und ihr Aufschrei wäre gerechtfertigt. Doch ungeborenes Leben hat außerhalb der Unionsparteien keine Lobby. Das hat Eva Högl eindrücklich unter Beweis gestellt.

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