Nach Empörung über Trisomie-21-Post: FDP entschuldigt sich

2.4.2019, 16:19 Uhr
Die FDP-Fraktion zog mit einem missverständlichen Post einen Shitstorm auf sich.

© Jan Tepass, NN Die FDP-Fraktion zog mit einem missverständlichen Post einen Shitstorm auf sich.

Manche bezeichneten ihn als menschenverachtend, andere hielten den Post der FDP für einen schlechten Aprilscherz: Am Montag bezog die Partei auf ihrem Twitter-Account klar Stellung zum Trisomie-21-Test. Dabei lösten sie jedoch deutschlandweit Aufsehen und Empörung aus. Grund war das Bild, das in dem Post verwendet wurde. Auf ihm ist eine Frau zu sehen, die ein Kind mit Down-Syndrom im Arm hält. Dazu schrieb die FDP, dass besagte Tests allen Frauen zur Verfügung stehen und eine Kassenleistung werden müssten. Außerdem sollte jede Schwangere diskriminierungsfrei darüber entscheiden dürfen, ob sie die Untersuchung durchführt und wie sie mit dem Ergebnis umgeht.

Unter anderem die CDU-Ministerin Julia Klöckner äußerte sich auf Twitter entsetzt über den Post. "Ich kann gar nicht glauben, dass dieser FDP-Post echt sein soll", schreibt sie. Sie merkt an, dass das Kind auf dem Foto vielleicht gar nicht auf der Welt wäre, wenn die Eltern sich nach einem Test auf Kassenleistung dementsprechend anders entschieden hätten.

 

Auch der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Marcus Weinberg übt Kritik an dem FDP-Post und nennt ihn "menschenverachtend". Jedes Leben sei ein Geschenk und niemand dürfe aufgrund einer Erkrankung oder anderer Kriterien aussortiert werden.

Tweet gelöscht

"Der Post erhöht den gesellschaftlichen Druck auf werdende Eltern, nur noch gesunde, möglichst perfekte Kinder auf die Welt zu bringen. Freude, Glück und Menschenwürde kennen keine Behinderung", äußerte er sich weiter.

Die FDP-Fraktion bemerkte schnell, dass der Post für Empörung sorgte und auf unterschiedliche Arten interpretierbar war. Deswegen entschied sich die Partei dafür, den Tweet zu löschen und sich zu entschuldigen.

 

 

In der Entschuldigung räumte man ein, dass der Post "missverständlich" gewesen sei – das täte der Fraktion "sehr leid". Dabei versicherte die FDP auch, dass die Perspektive eines Kindes mit Trisomie 21 nichts Negatives für sie sei.

Der Hintergrund zum Post der FDP liegt in den Bluttests, mit denen seit einigen Jahren sehr treffgenau die Wahrscheinlichkeit für ein Down-Syndrom bei Ungeborenen berechnet werden kann, ohne das Kind dabei zu gefährden. Geplante kostenlose Bluttests dieser Art könnten Experten zufolge zu mehr Abtreibungen führen. Voraussichtlich im Spätsommer will der Gemeinsame Bundesausschuss entscheiden, ob die Leistung in den Katalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden soll.

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