Pleiten, Pech und Pannen

Nicht ganz dicht: Glasdach des bayerischen Landtags muss für fünf Millionen Euro saniert werden

27.10.2021, 14:40 Uhr
Wegen zahlreicher undichter Stellen muss das Glasdach des Plenarsaals im bayerischen Landtag umfassend saniert werden.

Wegen zahlreicher undichter Stellen muss das Glasdach des Plenarsaals im bayerischen Landtag umfassend saniert werden.

Besonders innovativ, gleichzeitig aber kostengünstig und schnell sollte vor gut 20 Jahren der neue Plenarsaal im bayerischen Landtag entstehen. Wahrzeichen des 2005 fertiggestellten neuen Plenarsaals ist ein Glasdach, das Tageslicht in die politischen Beratungen bringt. Doch schon bald stellte sich heraus: Schön muss nicht gleichzeitig solide sein. In die Herzkammer der bayerischen Demokratie drang immer mehr Regenwasser ein, das freilich nicht auf die Parlamentarier tropfte, sondern in Eimern in einer Zwischendecke so gut es ging aufgefangen wurde. Jetzt wurde dem bayerischen Steuerzahler die Rechnung für Pleiten, Pech und Pannen präsentiert: fünf Millionen Euro.

"Gemengelage an Planungs- und Ausführungsfehlern"

Für die Undichtigkeit des Glasdaches, so stellten zwischenzeitlich Gutachter fest, ist niemand direkt verantwortlich zu machen. Eine "Gemengelage an Planungs- und Ausführungsfehlern" habe zu der nassen Bescherung geführt. Offenbar wurden Ablaufrinnen für das Regenwasser nicht ausreichend groß dimensioniert. Gleichwohl hätten die bauausführenden Firmen für den Schaden im Rahmen ihrer Gewährleistungspflichten aufkommen müssen, doch den Verantwortlichen des Landtagsamts fiel erst ein Jahr nach Ablauf der Gewährleistungsfrist auf, dass es sich um ein Problem mit Langzeitwirkung handelte. Das war 2011 - zu spät.

950.000 Euro hatte seinerzeit das gläserne Dach gekostet. Um es zu sanieren und dauerhaft in Stand zu setzen, wird der Steuerzahler jetzt mit fünf Millionen Euro zur Kasse gebeten, wie der Landtag am Mittwoch mitteilte. Darin freilich sind nicht nur die Kosten für die direkte Sanierung, sondern auch für die Instandhaltung für 21 Jahre enthalten. Durch den Vertrag habe man die Sicherheit, dass in den nächsten Jahrzehnten keine weiteren Kosten dazukommen würden, erklärte Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

Dieses Mal alles richtig machen

Dieses Mal will man alles richtig machen. Beauftragt wurde im Rahmen eines "wettbewerblichen Dialogs" das Büro Waagner Biro Steel and Glass GmbH in Wien, das schon für renommierte Großprojekte wie das Dach des British Museum in London, den Hangar-7 auf dem Flughafen Salzburg und die Kuppel des Berliner Reichstagsgebäudes verantwortlich zeichnete. In einem Wartungsvertrag sicherten die Wiener den Münchenern zu, dass sie in den nächsten 21 Jahren keine Probleme mehr mit dem Glasdach haben würden. "Wir sind froh, dass wir eine so hochkarätige Firma für die Sanierung unseres Plenarsaaldaches gewinnen konnten", so Landtagspräsidentin Aigner.

Anders als beim Totalumbau des Plenums vor 16 Jahren müssen die derzeit 205 Abgeordnete diesmal nicht in andere Säle umziehen, versicherte eine Sprecherin des Landtagsamts. Die Bauarbeiten würden so gelegt, dass das Parlament am gewohnten Ort weiter tagen könnte. Die Phase, in der dies nicht möglich ist, sei gezielt in die Parlamentsferien gelegt worden. Start für die Arbeiten ist der April kommenden Jahres. Ende 2022 soll dann wieder alles top sein.

Landtagsvizepräsident Thomas Gehring (Grüne) bezeichnete den Vorgang als "ärgerlich". Er hoffe, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit hinreichend Lehren gezogen habe. In der Diskussion sei auch die Beseitigung des Glasdachs zu Gunsten einer herkömmlichen Decke gewesen. Letztlich habe man sich im Ältestenrat des Parlaments aber dafür ausgesprochen, weiterhin Sonnenlicht ins Parlament scheinen zu lassen.

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