Politischer Aschermittwoch: Fast nur Männer bei der CSU

5.3.2019, 18:37 Uhr
Auch in diesem Jahr wieder auf der CSU-Bühne in Passau: Generalsekretär Markus Blume (von links), Ministerpräsident Markus Söder und Verkehrsminister Andreas Scheuer.

© Sven Hoppe, dpa Auch in diesem Jahr wieder auf der CSU-Bühne in Passau: Generalsekretär Markus Blume (von links), Ministerpräsident Markus Söder und Verkehrsminister Andreas Scheuer.

Markus Söder, Annegret Kramp-Karrenbauer, Katharina Barley, Gregor Gysi, Annalena Baerbock, Jörg Meuthen, Nicola Beer: Knapp drei Monate vor der Europawahl bringen sich die Parteien auf dem politischen Aschermittwoch in Stellung für den heißen Wahlkampf. Dank der aufgeladenen politischen Stimmung in Deutschland und Europa dürften die Frontlinien bei den meist zeitgleich stattfindenden Fernduellen nicht immer so ganz einfach auszumachen sein.

Was jedoch schon im Vorfeld ganz klar abzeichnete, ist der Redner-Kurs, den die CSU einschlagen wird: Die Christsozialen stellen am Aschermittwoch fast nur männliche Parteimitglieder ans Rednerpult ab. Und auch, wenn immerhin eine Frau sprechen darf - ihr gehören an diesem Abend lediglich die ersten Minuten. Die stellvertretende Passauer CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzende Evi Buhmann wird die traditionelle Aschermittwochskundgebung in der Passauer Dreiländerhalle eröffnen und dabei ihre Parteigenossen und Gäste kurz begrüßen. Nicht länger als fünf bis zehn Minuten soll das dauern. Danach gehört die Bühne zweieinhalb Stunden lang allein Männern.

Angekündigt sind Niederbayerns CSU-Chef und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Europa-Spitzenkandidat Manfred Weber, Parteichef und Ministerpräsident Markus Söder und CSU-Generalsekretär Markus Blume. 

"CSU ist und bleibt Männerpartei"

Die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl findet dafür klare Worte: "Ich würde sagen: Da zeigt die CSU ihr wahres Gesicht. Es ist und bleibt eine Männerpartei." Die drei Hauptredner der SPD am Mittwoch in Vilshofen sind dieses Jahr allesamt Frauen. Gleich vier "starke Frauen" kündigen dagegen die Grünen in ihrer Einladung zur Kundgebung in Landshut an: Neben Bundeschefin Annalena Baerbock sprechen Sigi Hagl, die Landtagsfraktions-Vorsitzende Katharina Schulze und die bayerische Europa-Spitzenkandidatin Henrike Hahn. Auch bei der FDP ist der prominenteste Gast in Dingolfing in diesem Jahr eine Frau, nämlich Generalsekretärin und Europa-Spitzenkandidatin Nicola Beer.

Dabei wollte CSU-Chef Söder seine Partei eigentlich moderner, offener, jünger und dynamischer machen - und vor allem auch weiblicher. Bis Herbst soll eine Kommission unter Leitung von Generalsekretär Blume Vorschläge erarbeiten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Klar ist nur eines: Das letzte Wort hat am Abend CDU-Chefin "AKK" bei ihrer persönlichen Premiere im mecklenburgischen Demmin, die damit auch hier in die Fußstapfen von Kanzlerin Angela Merkel tritt.

Bis sich am Mittwochabend aber die Augen nach Demmin richten, liegt der Fokus erstmal ganz klar auf Niederbayern. Alleine die CSU erwartet rund 6000 Menschen zur mit Abstand größten Veranstaltung in Passau. Neben Neu-Parteichef und Ministerpräsident Söder will hier auch der gemeinsame Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei, CSU-Vize Manfred Weber, sprechen.

AfD-Veranstaltung mit Spannung erwartet

Im Falle eines guten Abschneidens bei der Europawahl darf sich Weber berechtigte Hoffnungen auf den Posten des EU-Kommissionspräsidenten machen. Bundesjustizministerin Katharina Barley hat da ganz andere Sorgen - wie bei den vergangenen Wahlen in Deutschland droht ihrer SPD bei der Europawahl die nächste schwere Pleite. Und nicht nur das, nicht wenige in der SPD sehen den Ausgang der Europawahl als wichtige Messlatte für die Zukunft der großen Koalition im Bund.

Eine schwere Wahlniederlage könnte die GroKo-Kritiker in der SPD so unter Druck setzen, dass das schwarz-rote Bündnis in Berlin platzen könnte. Mit Spannung erwartet wird auch in Osterhofen an der Donau die AfD-Veranstaltung, immerhin fordern die Rechtspopulisten in ihrem Europawahl-Programm den EU-Austritt Deutschlands, falls der Staatenverbund nicht bis 2024 umgebaut wird.

Der politische Aschermittwoch feiert in diesem Jahr seinen 100. Jahrestag. Als offizielle Geburtsstunde gilt der 5. März 1919. Im Vilshofener Konzertsaal polterte damals der Bayerische Bauernbund, gegen Adel, Beamtentum und Klerus.

Alle Infos rund um den politischen Aschermittwoch gibt es auf nordbayern.de in einem Live-Ticker.

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