Reizvoll: Unterhosen für Wahlkämpfer

17.4.2012, 22:28 Uhr
Reizvoll: Unterhosen für Wahlkämpfer

© dpa

Der Slogan des sozialistischen Kandidaten François Hollande, "Der Wechsel ist jetzt", ist recht eingängig. Guillaume Gibault präzisiert das Ganze: "Der Wechsel der Unterhose, das ist jetzt." Ein willkommener Scherz in einer sonst verhärmten Kampagne. Die Parodie funktioniert auch bei den Plakaten der anderen Kandidaten: Präsident Nicolas Sarkozy verspricht "Das starke Frankreich in Unterhose" und "Im Slip wird alles möglich" und die Grünen-Bewerberin Eva Joly bewirbt "Die Wahl des Slips". Ein an Hollandes Kampagnenfilm angelehnter Video-Clip wurde in kurzer Zeit ein Renner im Internet und fast 80.000 Mal geklickt. Satire genießt in Frankreich generell einen hohen Stellenwert. Die Kandidaten selbst haben sich nicht zu ihren Wahlspruch-Parodien geäußert.

Er wollte die mediale Allgegenwart der Präsidentschaftswahl für seine Zwecke nutzen, erklärt der 26-jährige Gibault, der den Online-Versand Firma "Le Slip français" ("Der französische Slip") für Männer-Unterhosen gründete und betreibt. "Die Idee ist perfekt, um im Internet in Gang zu kommen. Die Leute reden in den sozialen Netzwerken darüber. Das schafft eine große Öffentlichkeit." Er könne sich vor Anfragen kaum retten, mehr als 5000 Slips hat er in wenigen Wochen verkauft.

Umso passender erscheint die Aktion, als sich alle Kandidaten die Stärkung der heimischen Industrie und des Gütesiegels "made in France", "hergestellt in Frankreich", auf ihre Fahnen geschrieben haben. Denn die hohe Arbeitslosigkeit und starke Abwanderung von Firmen in Billiglohn-Länder gehört zu den Hauptsorgen der Franzosen. Dementsprechend lässt Gibault die von ihm vertriebenen Boxershorts, Unterhosen und Socken in Frankreich herstellen. Die Exemplare, sinnigerweise in den blau-weiß-roten Farben der französischen Trikolore gehalten, tragen so sprechenden Namen wie "der Unverzagte" oder "der Triumphator". 24 Euro für das Einzelstück - so viel muss dem Träger seine Heimatliebe wert sein. Dessous für Patriotinnen sollen in Kürze folgen.

Der findige Jungunternehmer ist nicht der einzige, der aus dem Dauer-Thema Wahlkampf Profit schlägt. So fordert eine Anti-Aids-Organisation mehr Engagement für die Gesundheitspolitik und bildet auf Plakaten ein Präservativ und einen Kandidaten - darunter Sarkozy, Hollande oder Joly - ab mit der Unterschrift: "Voilà zwei Möglichkeiten, Aids zu stoppen. Die eine hat sich schon bewährt, die andere sollte es 2012 tun." Auch der französische Käserei-Konzern Bel mit der französische Streichkäse-Marke "La vache qui rit" (wörtlich übersetzt "die Kuh, die lacht") nutze die Gunst der Stunde und bewarb ihre "Kandidatin", die rote Kuh, mit einer Aufsehen erregenden Werbeaktion. "Ja, ich werde für sie stimmen", sagen angebliche Wähler in dem entsprechenden Werbe-Clip. Glaubwürdiger als so mancher Kandidat sei sie allemal - und fröhlicher auch.

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