Seehofer gibt Spitzenkandidatur ab, CSU-Vorsitz aber nicht

3.12.2017, 19:20 Uhr
Am Sonntagmorgen war Horst Seehofer noch relativ gut gelaunt.

© Andreas Gebert/dpa Am Sonntagmorgen war Horst Seehofer noch relativ gut gelaunt.

Es sind die Tage der Entscheidung in der CSU - und am Sonntag wurden offenbar die ersten Weichen gestellt. Horst Seehofer hat nach Informationen der Nürnberger Nachrichten angeboten, auf die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl zu verzichten und den Weg für einen Nachfolger freizumachen. Das kündigte er bei einem Treffen der engeren Parteiführung in München an. Der CSU-Chef wolle, so berichten es interne Kreise, zunächst die Große Koalition mit der SPD aushandeln und dann nach Berlin ins neue Kabinett wechseln. Erst kürzlich erklärte Seehofer, Kanzlerin Angela Merkel habe ihm einen Ministerposten angeboten.

Am späten Abend wurde Seehofer noch konkreter: Bereits im ersten Quartal 2018, also noch vor der Landtagswahl, könnte er den Weg für seinen Nachfolger frei machen. Ob der Joachim Herrmann oder Markus Söder heißt, soll am Montag geklärt werden. Dann will sich der engere Parteikreis auf einen Nachfolger festlegen. Eine Kampfabstimmung scheint durchaus möglich.

Seehofers Vorschläge stoßen auf "große Zustimmung"

Markus Söder und Joachim Herrmann stießen am frühen Sonntagabend zu einer Schlussrunde mit Horst Seehofer, den Vize-Chefs der CSU und den Fraktionsvorsitzenden hinzu. Herrmann selbst hat sich wohl noch nicht festgelegt, ob er am Montag gegen Söder antreten wolle, sagen Vertraute. Er hatte sich zunächst Bedenkzeit erbeten.

Seehofers Vorschläge seien auf "große Zustimmung" gestoßen, es habe "keinen Widerspruch" gegeben.  Damit scheint die Doppelspitze in der CSU nach wochenlangem Machtkampf zum Greifen nahe. Seehofer steht seit dem CSU-Bundestagswahlfiasko unter Druck, mindestens eines seiner beiden Spitzenämter abzugeben.

"Der ganz überragende Wunsch in der Partei ist, dass wir im Konsens, gemeinsam die riesigen Aufgaben anpacken, um die es geht", sagte Seehofer am Sonntag vor den Beratungen der engeren Parteiführung in München. "Jetzt versuchen wir so schnell wie möglich, wieder zu der legendären Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zu kommen, die die CSU über Jahrzehnte ausgezeichnet hat", möglichst ab Montag, betonte er.

6 Kommentare