Vor dem Schulstart

So stellt sich der Kultusminister das Schuljahr vor

8.9.2021, 21:10 Uhr
Bayerns Schulminister Michael Piazolo

© SVEN HOPPE, NN Bayerns Schulminister Michael Piazolo

Seit gut einer Woche haben es alle schriftlich. "Oberstes Ziel für die Schule ist der Präsenzunterricht", so steht es im Bulletin der Staatsregierung. Und deshalb ist die alte Regel ersatzlos gestrichen, nach der ab einer Inzidenz von hundert alle Kinder und Jugendlichen wieder in den Wechselunterricht mussten.

Wie die Schulen trotzdem zu keinem Corona-Herd werden sollen, will Schulminister Michael Piazolo heute erklären. Der Politiker der Freien Wähler steht massiv unter Druck. Nicht nur die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Simone Fleischmann geht ihn in unserem Interview hart an; auch alle anderen Verbände und Gewerkschaften warnen, die Sicherheitsmaßnahmen an den Schulen seien in den eineinhalb Jahren Pandemie nicht entscheidend vorangekommen.

Piazolo wehrt sich

Piazolo kann und wird das kaum auf sich sitzen lassen. Seit Wochen verteidigt er sich damit, dass sein Haus permanent an neuen Konzepten arbeite und die alten regelmäßig weiter entwickele. Die Pandemie sei ein dynamischer Prozess, sagt er, entsprechend flexibel müssten die Regeln sein.

Zumindest so viel ist bereits klar: Alle Schüler müssen in den ersten Wochen nach dem Schulstart am kommenden Dienstag mit Masken in den Unterricht. Und sie müssen sie dort auch vorerst weiter tragen. Wobei für Grundschüler eine Stoffmaske reicht; für alle ab Klasse fünf sowie die Lehrkräfte tut es eine medizinische Maske.

Tests als zweite Linie

Die zweite Sicherheitslinie soll das Testen darstellen. Grundschüler kommen dann zweimal in der Woche zum so genannten Lollitest, im Fachdeutsch PCR-Pool-Test genannt. Wenn die Lollitests denn zur Verfügung stehen. Die Jahrgänge darüber müssen sich dreimal in der Woche selbst testen.

Wer positiv getestet ist, muss wie bisher in Quarantäne. Neu ist, das wird Piazolo heute nochmals erläutern, dass die Quarantäne sich auf den positiven Fall und seine direkten ungeschützten Kontakte in der Klasse beschränkt. Und dass sich alle nach fünf Tagen freitesten können. Stehen Luftreiniger im Klassenzimmer, muss nur das infizierte Kind zuhause bleiben - ein Punkt, der viele Fachleute verärgert, weil sie eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Klassenzimmern befürchten. Denn längst nicht alle Räume sind mit Reinigern ausgestattet.

Zu wenig Lüfter

Piazolo wird deshalb wohl auch erklären müssen, warum erst zehn Prozent der vom Staat zur Verfügung gestellten Mittel für die Luftreiniger abgerufen sind. Kritiker halten ihm und dem Finanzministerium vor, die Förderanträge und -verfahren seien viel zu kompliziert.

Was vor allem Verbände und Gewerkschaften bewegt: Wie sollen die Schüler in den kommenden Wochen versäumten Stoff nachholen? Michael Piazolo wird hier wohl auf das staatliche Förderprogramm "Brücken bauen" verweisen. Und darauf, dass sein Haus ohnehin die Lehrpläne entschlacken und straffen will. Den Interessenvertretern der Lehrkräfte reicht das freilich nicht. Sie fordern eine umfassende Reform des Bildungssystems. Simone Fleischmann vom BLLV etwa warnt, dass vor allem die Mittelschulen personell und inhaltlich ausgeblutet seien. Ob Piazolo darauf eine Antwort präsentieren kann, wird sich zeigen.

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