Spahn kauft Antikörper-Medikament für Deutschland

24.1.2021, 10:29 Uhr
Gesundheitsminister Spahn warnt vor voreiligen Schuldzuweisungen an Gesellschaft und Politik.

© Janine Schmitz/photothek.de via www.imago-images.de, imago images/photothek Gesundheitsminister Spahn warnt vor voreiligen Schuldzuweisungen an Gesellschaft und Politik.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat vor Schuldzuweisungen bei der Aufarbeitung der Corona-Pandemie gewarnt. "Wir sollten aufpassen, dass 2021 nicht das Jahr der Schuldzuweisung wird. Über Fehler und Versäumnisse reden ist wichtig. Aber ohne dass es unerbittlich wird. Ohne dass es nur noch darum geht, Schuld auf andere abzuladen", sagte Spahn der Bild am Sonntag (BamS).


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Spahn wird derzeit teilweise für fehlende Impfstoffe mit verantwortlich gemacht. Er hatte aber frühzeitig angekündigt, dass es zunächst sehr wenig geben werde und dann zunehmend mehr.

Bereits zu Beginn der Pandemie im April hatte er um Verständnis für schwierige politische Entscheidungen in der Corona-Krise geworben. Im Bundestag sagte er, "dass wir miteinander wahrscheinlich viel werden verzeihen müssen in ein paar Monaten". Neben der Politik werde auch für die Gesellschaft und die Wissenschaft eine Phase kommen, in der man feststelle, dass man vielleicht an der einen oder anderen Stelle falsch gelegen habe oder etwas korrigieren müsse.

Spahn kauft neues Corona-Medikament für Deutschland

Laut Spahn hat Deutschland ein neues Corona-Medikament gekauft, 200.000 Dosen für 400 Millionen Euro. "Ab nächster Woche werden die monoklonalen Antikörper in Deutschland als erstem Land in der EU eingesetzt. Zunächst in Uni-Kliniken", sagte er. Mit dieser Form der Antikörper wurde Ex-US-Präsident Donald Trump nach seiner Corona-Infektion behandelt, wie die BamS berichtete. "Die Gabe dieser Antikörper kann Risikopatienten in der Frühphase helfen, dass ein schwerer Verlauf verhindert wird", erläuterte Spahn.

Bund und Länder hatten vor eineinhalb Wochen die geltenden Lockdown-Beschränkungen noch einmal verschärft und vorerst bis 14. Februar befristet. Inzwischen werden aber Stimmen lauter, die danach ein Ende des Lockdowns fordern. Epidemiologen halten diese Debatte für verfrüht.

Söder warnt vor übereilten Lockerungen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält die Lockerungsdiskussion für verfrüht. "Die Entwicklung ist verhalten positiv, aber es gibt keinen Grund, die Maßnahmen vorzeitig abzubrechen. Noch immer sind die Zahlen zu hoch", sagte er der "Bild am Sonntag". Sein niedersächsischer Kollege Stephan Weil (SPD) erklärte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Da wir aber die wahren Ausmaße der hiesigen Mutationen nicht kennen, können wir jetzt nicht das Risiko eingehen und vorzeitig auch nur punktuelle Lockerungen ausprobieren."


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Für die hohen Infektionsraten und Todeszahlen in der zweiten Welle der Pandemie tragen nach Spahns Worten Politik und Bürger gemeinsam Verantwortung. "Wir hatten alle zusammen das trügerische Gefühl, dass wir das Virus gut im Griff hätten. Die Wucht, mit der Corona zurückkommen könnte, ahnten wir, wollten es aber in großer Mehrheit so nicht wahrhaben." Er räumte ein, dass die Bundesregierung und die Länder zu zögerlich waren: "Wir hätten schon im Oktober bei geringeren Infektionen härtere Maßnahmen ergreifen müssen." Vor allem einige Ministerpräsidenten hatten sich damals gegen einen härteren Kurs gewehrt, wie ihn Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Virologen befürwortet hatten. Die Skeptiker konnten sich dabei unterstützt fühlen von Teilen der Opposition und der Bürger.

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