Sport ohne dumme Sprüche

10.1.2014, 13:00 Uhr
Sport ohne   dumme Sprüche

© Marcus Brandt (dpa)

Das macht Laune, auch den Zaungästen und manchmal schnappen sich Zuschauer den Ball und spielen mit. Und wie es so ist beim Fußball, irgendwann kochen die Emotionen hoch und dann fällt der ein oder andere Spruch. „Ey, bist du schwul oder was?“, pöbelt immer mal wieder einer der spontanen Mitspieler. Und die Kicker der Rosa Panther, dem schwul-lesbischer Sportverein Nürnberg, antworten dann: „Ja.“ In solchen Momenten, sagt Abteilungsleiter Bernd Krauter, wird es erst einmal still.

Es sind die üblichen Sprüche, die im Fußball fallen: Da heißt ein Pass, der zu lasch geschossen wurde „schwuchtelig“, jemand, der einem blöd kommt, wird „schwul“ genannt. Wirklich böse gemeint ist das meist nicht und doch unterschwellig homophob. „Es sind oft die Sprüche von Halbstarken“, glaubt Bernd Krauter. Angegriffen fühle er sich dadurch nicht. Angenehm ist es aber auch nicht.

Auch daher haben Schwule und Lesben in Nürnberg den Verein Rosa Panther gegründet – der übrigens Heterosexuellen ebenfalls offensteht: Sie spielen etwa Fußball, Volleyball oder Badminton. Hier können die Mitglieder sich offen zu ihrer Sexualität bekennen, ohne dumme Sprüche fürchten zu müssen, egal ob auf dem Feld oder daneben.

Ort für soziales Leben

Schließlich geht es in einem Verein nicht nur um den Sport, oft sitzt man nachher noch bei einem Bierchen oder einer Apfelsaftschorle beisammen – ein Club ist immer auch ein Ort für soziales Leben. Bei den Rosa Panthern ist es da kein Thema, wenn eine Frau ihre Freundin mitbringt, und wenn zwei Männer Händchenhalten auch nicht.

Doch abseits von schwul-lesbischen Vereinen, die es in vielen deutschen Städten gibt, behalten es besonders Aktive in den klassischen Männersportarten meist lieber für sich, wenn sie auf andere Männer stehen. Das gilt sowohl im Profi- als auch im Amateursport. Schwulsein ist unter Kickern, Eishockeyspielern oder Handballern ein großes Tabu.

Die letzte Bastion

Dabei ist es doch sonst keines mehr: „Deutschland hatte schon einen bekennenden homosexuellen Außenminister, und die Gesellschaft ist auch allgemein sehr aufgeschlossen“, erklärt etwa Rouven Schröder, sportlicher Leiter der Spielvereinigung Greuther Fürth. „Deshalb sollte dieses Thema auch nichts Besonderes mehr sein.“

Es ist aber doch noch etwas Besonderes, das zeigen die vielen Reaktionen auf das Outing von Thomas Hitzlsperger. Denn der Fußball und das Stadion sind die letzten Männerbastionen der Gesellschaft, glaubt Katja Erlspeck-Tröger vom Fanprojekt Nürnberg. „Da wollen viele dann ihre Männlichkeit ausleben.“ Schwule passen für manch einen nicht dazu. „Das Stadion ist schließlich auch ein Querschnitt der Gesellschaft“, sagt Katja Erlspeck-Tröger. „Das Thema teilt die Fans.“

So besuchen sicher viele ein Fußballspiel, die Homosexualität als Teil der Normalität begreifen und daher keine Probleme mit schwulen Spielern haben – und ein Outing begrüßen. Aber daneben gibt es eben auch andere Menschen, weiß Katja Erlspeck-Tröger: „Nicht jeder Fan ist tolerant.“ Leider.

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